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DHEA: Das Geschäft mit der ewigen Jugend

06.12.2000

Mit dem von der Presse so getauften "Hormon der ewigen Jugend" hat sich Dr. Wiebke Arlt auseinandergesetzt: Kritische Haltung gegenüber unkontrollierter Einnahme des Hormons sei angebracht, wenngleich auch günstige Wirkungen beobachtet werden konnten. Für ihre Arbeit wurde die Forscherin der mit 10.000 Mark dotierte Christian-Lauritzen-Preis verliehen.

Das Hormon DHEA, das von der Presse das "Hormon der ewigen Jugend" getauft wurde, kann in den USA rezeptfrei in jeder Drogerie gekauft werden: Hunderttausende von Amerikanern nehmen es unkontrolliert ein. Dr. Arlt von der Universität Würzburg wollte wissen, welche Folgen das hat.

Bei dem angeblichen Jungbrunnen handelt es sich um das Geschlechtshormon Dehydroepiandrosteron. Die Konzentration im Blut ist stark altersabhängig: Die Spitzenspiegel werden vom 25. bis zum 35. Lebensjahr erreicht, während im hohen Lebensalter nur noch sehr wenig davon im Körper zu finden ist. Laut Arlt gibt es bislang nur wenige Studien über die Funktion von DHEA.

Arlt untersuchte gesunde Männer zwischen 50 und 70 Jahren, die das Hormon freiwillig einnahmen: Zwar stieg die Hormonkonzentration im Blut bis in den jugendlichen Bereich, doch auch nach einer viermonatigen Einnahme konnte im Vergleich zum Placebo keinerlei Effekte auf Stimmung, Wohlbefinden oder Sexualität nachgewiesen werden. Auch Parameter des Knochenstoffwechsels, der Körperzusammensetzung und der körperlichen Leistungsfähigkeit änderten sich nicht.

In einem anderen Zusammenhang hat DHEA jedoch bereits durchgreifende Wirkungen gezeigt: Bei Frauen, die an einem krankheitsbedingten DHEA-Mangel leiden und die darum das Hormon einnahmen, fand sich nicht nur eine deutliche Abnahme von Ängstlichkeit und Depressivität, sondern auch eine signifikante Verbesserung des sexuellen Erlebens. Das fand Arlt in einer Studie heraus, die 1999 im New England Journal of Medicine (314, 1013-1020) veröffentlicht wurde.

In der Studie mit den gesunden Männern zeigte Arlt aber auch, daß während der Einnahme von DHEA die körpereigene Bildung von Androgenen anstieg. Das werfe die Frage nach den Effekten einer langfristigen Einnahme auf Androgen-Zielgewebe wie die Prostata auf. Insgesamt lasse ihre Studie also den Schluß zu, daß eine kritische Haltung gegenüber der unkontrollierten Einnahme von DHEA durch Gesunde derzeit gerechtfertigt sei.

Der Christian-Lauritzen-Preis wird für herausragende Forschungsarbeit auf dem Gebiet der sexualhormonabhängigen Gesundheit von Frauen und Männern in der zweiten Lebenshälfte verliehen.

© medizin.at

 

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