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Bericht: Ethische Probleme der Stammzellenforschung

07.12.2000

Niemals hat ein Schaf so viel Aufsehen erregt wie Dolly, die in einem Labor geklont wurde. Das Verfahren, mit dem Dolly "geschaffen" wurde ist im Prinzip auf den Menschen übertragbar und könnte viel Möglichkeiten für die Behandlung von Krankheiten bergen. Ein weites Feld für die Diskussion ethischer Probleme...

...Probleme, denen sich der "Würzburger Kreis" nun in einer Arbeitssreihe widmet. Unter anderem deshalb, weil es der öffentlichen Diskussion zwar nicht an Engagement, wohl aber nicht selten an Grundlagenwissen fehlt:

Wie entstand Dolly denn nun eigentlich:
Aus dem Euter eines erwachsenen Schafes wurde eine Zelle entnommen, der Zellkern wurde herausgelöst und in eine entkernte Eizelle eines anderen Schafes eingepflanzt. Diese Eizelle entwickelte sich, als wäre sie befruchtet worden. Das Ergebnis war Dolly, die mit dem Tier, dem die Euterzelle entnommen wurde, genetisch ident, also ein Klon ist.

Damit wurde bewiesen, daß sich der Kern einer erwachsenen Zelle in einer Eizelle verhält, als sei er in einen embryonalen Zustand zurückgekehrt. Die Zelle teilte sich und bildete zunächst noch unreife Zellen, sog. Stammzellen, aus denen theoretisch alle Zelltypen des Körpers entstehen können.

Wo liegen Nutzen und Problematik?
Am Beispiel folgender Situation wird die ethische Problematik deutlich: Ein Kind erkrankt an akuter Leukämie, es findet sich allerdings kein geeigneter Knochenmarksspender. Also entnimmt man dem Patienten z.B. Hautzellen, löst den Kern aus und transferiert ihn in eine Eizelle, etwa von der Mutter. Damit nun könnten blutbildende Zellen für die Therapie gewinnen.

Soweit, so gut... Nun zu den verschiedenen Sichtweisen der Problematik:

Der naturwissenschaftliche Ansatz:
Das Ei mit dem Zellkern des Kindes teilt sich, es entsteht ein Zellhaufen, aus dem im Labor blutbildende Stammzellen gewonnen werden könnten. Diese würden dem Kind transplantiert, das Kind könnte geheilt werden. Ein Verfahren, das gesetzlich verboten ist.

Die andere Sichtweise:
Die Eizelle mit dem Zellkern des Kindes teilt sich, es entsteht ein Embryo, also neues Leben, das schützenswert ist.


Leben für Leben opfern? Die ethische Frage
Darf man einen Embryo zeugen und für einen kranken Menschen opfern oder handelt es sich doch nur um einen Zellhaufen? Dies ist nur ein Problem der Stammzellenforschung, die in diesem Fall "therapeutisches Klonen" genannt wird und das Thema des 1. Treffens des "Würzburger Kreises" war, der aus 8 Fachleuten besteht und seinen Ursprung im Sonderforschungsbereich "Entwicklung und Manipulation pluripotenter Zellen" der Universität Würzburg hat, an der keine Forschung mit echten embryonalen Stammzellen vom Menschen durchgeführt werden. An der Universität versucht man Zellen aus erwachsenem Gewebe umzuprogrammieren, damit sie sich embryonal verhalten um sie anschließend in eine bestimmte Entwicklungsrichtung zu lenken.

Eierstockspende und "verbrauchende Forschung"
Der Molekularbiologe Prof. Rapp meint, daß die Übertragung von erwachsenen Zellkernen in eine Eizelle und deren Kultur bis zu einem gewissen Stadium (Blastozyste) erlaubt sein sollte.

Rapp wünscht sich, daß die bei künstlichen Befruchtungen anfallenden überzähligen Embryonen bis zum Blastozystenstadium für die Gewinnung von Stammzellen verwendet werden dürfen und hält die Organspende von Eierstöcken für möglich, deren Eizellen man im Labor reifen lassen könnte.

Der Moraltheologe Prof. Ernst glaubt, daß man in diesem Fall nicht um die Frage nach dem Personenstatus des Embryos herumkommen kann und fragt weiter: "Wird damit nicht, auch wenn eine solche Forschung zunächst von ihren Zielen her streng eingegrenzt werden soll, doch prinzipiell der Weg zu einer beliebigen Forschung an Embryonen geöffnet?" Schließlich müsse man fragen, ob die Ziele der Stammzellforschung wirklich nur auf dem Weg der "verbrauchenden Forschung an Embryonen" erreicht werden können oder ob nicht auch ein ethisch weniger heikler Weg möglich sei. Damit meint Ernst die Forschung mit gewebespezifischen Stammzellen, aus denen sich kein neuer Embryo entwickeln kann.

© medizin.at

 

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