Die Mutation eines Enzyms steht in Zusammenhang mit der Häufigkeit der spontanen Entstehung von Zwillingen. Dies haben Forscher der Universität München herausgefunden. Weitreichende Folgen für Strategien der Reproduktionsmedizin werden erwartet.
Dr. Hasbargen, Prof. Thaler und Priv.Doz. Lohse, die ihre Arbeit in der aktuellen Ausgabe von "Human Reproduction" veröffentlichten, identifizierten das Enzym MTHFR als wichtigen Faktor:
Die Beschaffenheit von Methylentetrahydrofolat-Reduktase (MTHFR) dürfte einen entscheidenden Einfluß auf die Wahrscheinlichkeit von Zwillingsschwangerschaften haben.
Dieses Enzym greift in wichtige Prozesse des Aminosäurenstoffechsels und der Zellteilung ein. Eine bestimmte Mutation des MTHFR-Gens (C677T) scheine Zwillingsschwangerschaften zu verhindern, sagen die Forscher. Die Mutation, die bei 50% der Europäer auftritt, ist mit molekularbiologischen Standardverfahren in Blutproben nachweisbar.
"Während in Europa der Anteil der Zwillingsgeburten an der Geburtengesamtzahl bei ca. 1,2% liegt, ist diese Rate mit 3,2 bei den von diesem Defekt kaum betroffenen Afrikanern wesentlich höher. Komplementär dazu liegt bei den Asiaten, bei denen sich eine noch weit über dem europäischen Wert liegende Häufigkeit der C677T-Mutation nachweisen läßt, die Zwillingsrate nur bei 0,6%", erklärt Dr. Hasbargen.
Prof. Thaler vom Klinikum Großhagen sieht weitreichende Folgen dieser Erkenntnisse für die Reproduktionsmedizin, da durch den Nachweis der Mutation das Mehrlingsrisiko besser einschätzbar werde und im Falle einer künstlichen Befruchtung die Zahl der benötigten Eizellen und die Dosierung von Hormongaben besser abschätzbar werde.
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