Das natürliche Prinzip von Haaren und Nägeln liegt einer neuartigen Methode zugrunde, wie künstliche Hautdurchbrüche - etwa Katheter - davor bewahrt werden können, von Keimen als "Schiene ins Körperinne" benutzt zu werden.
Die Haut bildet eine schützende Barriere zwischen Außenwelt und Körperinnerem. Aus medizinischen Gründen muß diese Barriere manchmal zeitweilig oder auf Dauer durchbrochen werde, z.B. bei der sogenannten
Bauchfell-Dialyse oder wenn ein "Kunstherz" ein krankes Herz temporär unterstützen soll. In solchen Fällen verbindet ein Kunststoffschlauch (Katheter) das Körperinnere mit der Außenwelt.
Dabei besteht die Gefahr, daß Keime vom außen liegenden Teil des Katheters sich ins Körperinnere ausbreiten. Der Katheter funktioniert dabei wie eine Leitschiene. Keime setzen sich auf dem Katheter fest, überziehen sich mit einer
Schleimschicht und bilden einen "Biofilm", um der körperlichen Abwehr zu entkommen. Die Folge sind mehr oder weniger heftige Infektionen. Bisherige Entwicklungen zur Verhinderung derartiger Infektionen erwiesen sich als unzureichend.
Prof. Affeld von der Berliner Charité hat nun ein erfolgversprechendes Verfahren, "Bionische Hautdurchleitung" genannt, entwickelt. Das Prinzip der Neuentwicklung folgt einem biologischen Vorgang: Haare und Nägel wachsen durch die Haut, bleiben mit Strukturen unter der Haut verbunden und trotzdem frei von Infektionen.
Bei der Bionischen Hautdurchleitung wird eine Manschette aus Silkonkautschuk gebildet, die als Infektionsschutzmantel zwischen Katheter und Körper wirkt und aus dem Körper "herauswächst". Der Kautschuk wird in flüssiger Form über ein Rörchen entlang dem Katheter ins Körperinnere eingeleitet, gelangt in eine Extrusionsdüse und tritt als Schlauch aus, der den Katheter umschließt. Der flüssige Silikon-Kautschuk härtet unter dem Einfluß der Gewebefeuchtigkeit aus,
wird zu einem elastischen Schlauch und bildet einen dünnen Mantel um den Katheter.
Durch Nachfüllen von flüssigem Kautschauk wird der elastische Mantel immer ein wenig weiter von innen nach außen geschoben. Keime, die sich an der Durchtrittsstelle des Katheters durch die Haut ansiedeln, werden nach außen weggeschoben und sterben an der Luft und mangels Nährstoffen ab.
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