Juckreiz kann vor allem beim atopischen Ekzem, aber auch bei anderen Dermatosen, zur Verschlimmerung der Hautveränderungen sowie zu Superinfektion führen. Dieses Symptom zu lindern, ist deshalb entscheidender Bestandteil der Therapie.
"Dazu gehören leichte Kleidung, vorzugsweise aus Baumwolle, ein kühles Schlafzimmer, eine kalte Dusche vor dem Zubettgehen und möglichst geringe Raumtemperaturen tagsüber", erklärte Dr. Clive Archer, Universität Bristol.
Bei Urtikaria möglichst nackt
Paradebeispiel einer juckenden Dermatose ist die chronische Urtikaria. "Hauptursache für den Juckreiz ist bei diesem Krankheitsbild die Aktivierung der Mastzellen", betonte Prof. Dr. Malcolm Greaves, London. In der Therapie des Urtikaria-bedingten Juckreizes sind unspezifische Allgemeinmaßnahmen unverzichtbar. Greaves nannte vor allem den Verzicht auf Alkohol und stark gewürzte Speisen, um Schwitzen zu verhindern, und das Meiden von Hitze. "Vor allem nachts sollten Urtikaria-Patienten möglichst keine Kleider tragen", appellierte Greaves.
Rund die Hälfte der Patienten leidet unter einer idiopathischen Urtikaria. Um bei diesen Patienten den Juckreiz zu bekämpfen, empfiehlt Greaves, zunächst schwach sedierende Antihistaminika wie Loratadin oder Fexofenadin einzusetzen in Kombination mit sedierenden Antihistaminika wie Hydroxycin oder Doxepin. Wenn dies noch nicht ausreicht, können zusätzlich H2-Rezeptorantagonisten wie Ranitidin gegeben werden. Systemische Kortikoide sollten höchstens kurzfristig und ausschleichend eingesetzt werden. Eine Langzeitbehandlung ist in jedem Fall zu vermeiden.
Zirkadiane Rhythmik beachten
Um die Medikation genau der tageszeitlichen Variabilität des Symptoms Juckreiz anpassen zu können, sollte der Patient gefragt werden, ob sein Juckreiz zu bestimmten Tageszeiten besonders stark auftritt. Die Hälfte der Patienten leidet vor allem nachts unter Juckreiz, ein Drittel am Abend. Weniger geplagt sind die meisten Patienten am Morgen und am Nachmittag. Nur etwa 15% der Patienten geben an, daß ihr Juckreiz keine tageszeitlichen Schwankungen aufweist.
Bei etwa 35 bis 40 % der Urtikaria-Patienten liegt eine autoimmune Genese vor. In diesen Fällen ist eine unspezifische Immuntherapie am wirksamsten: Plasmapherese, intravenöse Immunglobulin-Infusionen oder niedrig dosiertes Cyclosporin. Diese unspezifische Immuntherapie kann auch bei idiopathischer Immuntherapie versucht werden.
Bei Juckreiz durch entzündliche Dermatosen oder durch die polymorphe Lichtdermatose hat es sich bewährt, sedierende Antihistaminika während der Nacht mit schwach sedierenden Antihistaminika am Tage zu kombinieren. Bei begrenztem Befall sind darüber hinaus topische Steroide indiziert. Bei schwer zu beeinflussendem Juckreiz oder disseminierter Dermatose können auch kurzfristig orale Steroide gegeben werden. Auch auf Cyclosporin A in niedriger Dosis spricht Juckreiz rasch an.
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