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Anatomie: Neues Band am Daumen entdeckt

22.12.2000

Eigentlich dachte man, die Anatomie des Menschen sei bereits geklärt. Bei der Untersuchung von 81 Händen fand nun aber die angehende Handchirurgin Henkel-Kopleck in 47 Fällen einen bislang unbekannten Faserzug am Mittelhandknochen des Daumens. Dieses Band fixiert auch ein wichtiges Blutgefäß.

1994 fiel Prof. Martin Schmidt, von der Universität Bonn bei Präparationen des Daumens erstmals ein bindegewebiger Faserzug auf, der in anatomischen Lehrbüchern noch nicht beschrieben war. Seine Mitarbeiterin Henkel-Kopleck durchsuchte die wissenschaftliche Literatur erfolglos nach Hinweisen auf das Band. Lediglich beim Schimpansen wurde 1887 ein ähnlicher Faserzug beschrieben.

"Das Band ist wahrscheinlich ein Muskelrudiment, das der Stabilisierung des Daumengrundgelenks dient", vermutet Henkel-Kopleck, die von ihrer Entdeckung selbst überrascht war: "Es ist kaum zu glauben, daß in der makroskopischen Anatomie heute noch etwas Neues entdeckt wurde, insbesondere, weil es auch klinisch relevant ist."

Das neue Band fixiert nämlich auch eine Arterie, die den Daumen mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Bei den Untersuchungen konnte Henkel-Kopleck häufig Einschnürungen der Arterie feststellen, die wahrscheinlich durch den Faserzug verursacht worden waren. So eine Verengung kann zum Beispiel Schmerzen hervorrufen - eine Symptomatik, die beim Daumen als sogenannte "Ringbandstenose" nicht selten auftritt und ambulant operiert wird.

"Leider nicht immer erfolgreich", so die Medizinerin. Und hat auch einen Verdacht, warum: "Weil niemand von dem Band wußte, wurde vielleicht auch einmal etwas falsches operiert."

© medizin.at

 

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