Die Heilungschancen bei Krebserkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten dank immer besserer Medikamente für viele Tumorarten deutlich gestiegen. Bei Hirntumoren gilt dies jedoch oft nicht, da die sogenannte Blut-Hirn-Schranke verhindert, daß die Medikamente das erkrankte Hirngewebe erreichen.
Forschern der Universität Göttingen ist es nun gelungen, diese Barriere kurzzeitig zu öffnen, damit die Krebsmedikamente ihren Bestimmungsort erreichen können. Diese Methode wird derzeit an Tieren mit Hirntumoren getestet um Effizienz und die Möglichkeit unerwünschter Wirkungen zu überprüfen.
Die Blut-Hirn-Schranke, die das Hirngewebe und den Blutkreislauf trennt, soll die Nervenzellen des Gehirns vor schädlichen Stoffen wie Giften oder Stoffwechselprodukten von Krankheitserregern zu schützen. Diese Schranke kann nur von sehr kleinen und fettlöslichen Molekülen überwunden werden. Die meisten Zytostatika jedoch sind nur schlecht fettlöslich.
Ein Forschungsprojekt der Kinderklinik der Georg-August-Universität Göttingen unter der Leitung von Dr. Erdlenbruch und Prof. Lakomek versucht nun, ein sicheres Verfahren zu entwickeln, das die Blut-Hirn-Schranke vorübergehend öffnet, um zu ermöglichen, daß die Zytostatika das erkrankte Hirngewebe erreichen können.
Erdlenbruch dazu: "Durch die Verabreichung kleinmolekularer fett- und wasserlöslicher Substanzen, der so genannten Alkylglycerine, ist uns dies im Tierexperiment gelungen." Gleichzeitig wurden Zytostatika verabreicht, die in das
Hirngewebe gelangten und sich dort um das zwei- bis über 500-fache anreicherten. Die Anreicherung konnte durch die Wahl geeigneter Alkylglycerine und die Variation ihrer Konzentration sehr gut gesteuert werden.
"Akute Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet", betont Erdlenbruch. Die Alkylglycerine werden von Prof. Eibl vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie der Universität Göttingen hergestellt.
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