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Schwangerschaftsübelkeit: Fötusschutz oder -risiko?

09.02.2001

In Frage gestellt wird nun die bislang geltende Annahme, daß die bei vielen Frauen schwangerschaftstypisches morgendliche Übelkeit mit Schutzmechanismen für den wachsenden Fötus verbunden sind. Studien an afrikanischen Frauen ergaben, daß in diesen Fällen eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für Totgeburt oder Kindstod gegeben ist.

Die angesprochenen Schutzmechanismen, für die im Übrigen wenig wissenschaftliche Beweise vorliegen, betreffen die natürlichen Eßgewophnheit Schwangerer: Diese würden, so die Annahme, durch morgendliche Übelkeit von der unkritischen Nahrungsaufnahme - insbesonders von Nahrung mit natürlichen, potentiell fötusschädigenden Giftstoffen - abgehalten.

Diese Benefits wurden allerdings in industrialisierten Ländern durchgeführt, wo ein Zugang zu vollwertiger Nahrung im Allgemeinen gewährleistet ist. In Entwicklungsländern, deren Bevölkerung armutsbedingt generell schlechter ernährt ist, dürfte die morgendliche Übelkeit eher zu weiterer Verschlechterung des Ernährungszustandes von Mutter und Fötus führen.

Die in der aktuellen Ausgabe des Journals "Human Nature" veröffentlichte 1-Jahres-Studie an 68 Frauen des kenianischen Turkana-Volkes zeigte eine klare Belastung für Föten der Frauen, die an Übelkeit litten. Die mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für Totgeburt oder Kindstod konnte zumindest "in einer recht kleinen Studienpopulation gezeigt werden."

"Diese Schutzwirkung in den ersten 20 Schwangerschaftswochen würde mit gesundheitlichen Risken in späteren Stadien erkauft", meinen die Wissenschafter. Die Hypothese, daß morgendliche Übelkeit eine entwicklungsgeschichtliche Adaption sei, würde daher schon durch die Überlegung entkräftet, daß gerade Frauen von Völkern, die noch relativ "naturnahen" Lebensweisen folgten, einen hohen Preis für eine Schutzwirkung an werdendem Leben zahlen müssten.

© medizin.at

 

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