News

Internationale Tagung über Selenoproteine

15.02.2001

Selen in aller Munde? Selenmangelerscheinungen gibt es bei besonderen Diäten, Veganern oder bestimmten Krankheiten, bei denen dann eine Selensupplementation unter ärztlicher Kontrolle erforderlich ist. Mit Struktur, Biosynthese und Funktion der lebenswichtigen Selenoproteinen befasst sich eine internationale Tagung der Universität Würzburg am 16. und 17. Februar.

Der Leiter der Tagung, Prof. Köhrle, erwartet neue Informationen zur Wirkungsweise des Spurenelements Selen und zu den Selenoproteinen. Die besonderen Eigenschaften der selenhaltigen Proteine ermöglichen laut Köhrle bereits die Entwicklung von Arzneimitteln, die ausschließlich auf diese Proteine wirken. Damit ergebe sich die Perspektive, diese Substanzen zur Vorbeugung und zur Behandlung bestimmter Erkrankungen, wie Gelenkentzündungen, Infektionen und Tumoren, einzusetzen.

Viele Bakterien produzieren unter Stressbedingungen ihres Lebensraums bestimmte Selenoproteine, etwa um besondere Nährstoffe verwerten zu können. Viren haben aus dem Genom ihrer Wirte DNA-Erbinformation für Selenoproteine übernommen, um sich gegen die Immunabwehr des Wirts zu schützen. In Hefen und Pflanzen wurden bisher keine speziellen Selenoproteine nachgewiesen, sie können aber aus dem Boden oder Nährflüssigkeiten Selen anreichern, was zur Herstellung selenreicher Nahrungsergänzungsmittel genutzt wird.

Aus der Tierzucht weiß man, daß Selenmangel zu schweren Gedeihstörungen ('Weißmuskelkrankheit' bei Schafen, 'Maulbeerherzkrankheit' bei Schweinen), zu Zuchtproblemen und zu Anfälligkeit für Krankheiten führt. Da in weiten Teilen Mitteleuropas die Böden relativ selenarm sind, wird dem Tierfutter Selen zugesetzt. Beim Menschen in Mitteleuropa ist die tierische Nahrungskette die Hauptquelle der Selenzufuhr - in Finnland, das besonderes selenarm ist, werden dem Dünger Selenverbindungen zugesetzt, die sich in der Nahrungskette anreichern.

Bei Menschen und Tieren wurden mehr als 15 selenhaltige Proteine identifiziert. Die Blockade von bestimmten Selenoproteinen führt zu schweren Störungen der Entwicklung, der Organbildung oder sogar zum intrauterinen Tod. Selenoproteine spielen auch beim Schutz der Zellen und Organe gegen Peroxide und reaktive Sauerstoffverbindungen, die bei Infektionen, bestimmten Vergiftungen oder bei Tumorerkrankungen in überhöhtem Umfang gebildet werden, eine wichtige Rolle. Bei Selenmangel versagt diese Schutzfunktion und es können sich bleibende Schäden entwickeln.

Auch für die normale Bildung und die Wirkung von Schilddrüsenhormonen sind Selenoproteine wichtig. Hier kann es bei kombiniertem Selen- und Iodmangel zu einer besonderen Störung der Schilddrüsenfunktion, dem myxödematösen Kretinismus kommen.

Eine ausreichende Selenversorgung und damit auch Funktion bestimmter Selenoproteine spielen eine wichtige Rolle bei der Prävention und, in höheren Dosierungen, bei der Therapie bestimmter Tumorerkrankungen oder Fehlfunktionen des Immunsystems. Selenmangelerscheinungen gibt es bei besonderen Diäten, Veganern oder bestimmten Krankheiten, bei denen dann eine Selensupplementation unter ärztlicher Kontrolle erforderlich ist.

Bei ausgewogener Ernährung, durch Verzehr von Seefisch und Meeresfrüchten, Geflügel und Eiern sowie von rotem Fleisch ist eine ausreichende Selenversorgung gewährleistet. Trotz teilweise falscher Verlautbarungen in der Presse ist bei bestimmungsgemäßer Verwendung selenhaltiger Nahrungsergänzungs- und Vitaminpräparate nicht mit toxischen Nebenwirkungen zu rechnen, da der Selengehalt auf dem Markt befindlicher Präparate meist unterhalb der empfohlenen täglichen Selenzufuhr und weit unterhalb der zulässigen Höchstgrenze liegt.

© medizin.at

 

home

newsroom
allgemein
wissenschaft
hintergrund

links
österreich
international
journale
abstracts

fragen
themenliste

update


medizin.at
editorial
kommentar

kontakt
redaktion
herausgeber
medieninfo

partner

help

 

© treAngeli, 1999.