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Hautkrebs: Tumor-Impfung wirksamer als Chemotherapie?

15.02.2001

"Impfen gegen Krebs" - diese neue Therapieform hat im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt: Es gab erste erfolgversprechende Ergebnisse zur Wirksamkeit von Tumor-Impfstoffen, welche die körpereigene Abwehr gegen die Krebszellen mobilisieren sollen.

Nierenzellkrebs und maligne Melanome scheinen besonders gut auf die neue Methode anzusprechen. Jedoch wurden bislang nur sehr wenige Patienten im Rahmen klinischer Studien mit Tumor-Impfstoffen behandelt.
Das Prinzip: Killerzellen werden mobilisiert, um die Geschwulst zu vernichten. Dadurch hören Tumore auf zu wachsen, verkleinern sich oder verschwinden sogar.

Doch bislang wurden nur wenige Krebs-Patienten geimpft. Auch fehlt es an direkten Vergleichen zu anderen Behandlungsformen. Erstmals wird nun die Wirksamkeit einer therapeutischen Impfung gegen Hautkrebs in einer klinischen Studie mit dem Effekt einer Chemotherapie verglichen. In sechs deutschen Universitätskliniken werden Melanom-Patienten, bei denen der Tumor bereits metastasiert hat, über einen Zeitraum von zwei Jahren chemo- oder immuntherapeutisch behandelt. Die Studie wird insgesamt 4 Jahre dauern.

Studienleiter Prof. Schadendorf, vom Universitätsklinikum Mannheim, zu dem Projekt: "Insgesamt sollen in den nächsten zwei Jahren 240 Melanom-Patienten therapiert werden, gegen deren Metastasen zuvor noch keine anderen Medikamente eingesetzt wurden. Die Hälfte davon wird mit einer standardisierten Chemotherapie behandelt, die anderen Betroffenen erhalten einen "Impfcocktail".

Die Impfstoff-Herstellung muß auf jeden Krebspatienten einzeln abgestimmt werden. Schadendorf arbeitet dabei mit speziellen Immunzellen, den dendritischen Zellen, die für das Funktionieren des Immunsystems eine herausragende Rolle spielen. Sie präsentieren beispielsweise Fragmente krankhaft veränderter Zellen - ein Signal für bestimmte Abwehrzellen, die entarteten Zellen im Körper aufzuspüren und zu vernichten.

Die Forscher nutzen diese Eigenschaft: Nachdem sie die dendritischen Zellen aus dem Blut der Patienten isoliert haben, beladen sie diese mit Antigenen, die nur in Hautkrebszellen vorkommen. Insgesamt stehen den Forschern 20 unterschiedliche Antigene zur Verfügung. Aus dendritischer Zelle und Proteinbruchstück stellen sie ein "Fahndungsfoto" für die körpereigene Abwehr her.

Den individuellen Impfcocktail spritzen die Mediziner ihren Patienten unter die Haut. Im Körperinneren angekommen, signalisieren die maßgeschneiderten antigenbeladenen Zellen dem Immunsystem, daß es sich gegen Krebszellen rüsten muß. In einer Pilotstudie wies Schadendorf nach, daß antigentragende dendritische Zellen dem Immunsystem der Patienten auf die Sprünge helfen können.

30 Prozent der Betroffenen mit metastasierendem Hautkrebs sprachen selbst in weit fortgeschrittenen Stadien positiv auf die Impfung an: Die Tumoren verkleinerten sich um mindestens die Hälfte oder verschwanden sogar - ein großer Behandlungserfolg bei Krebskranken, deren Leiden bislang meist als unheilbar galt.

© medizin.at

 

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