Besorgte Hinweise aus der Wissenschaft gaben Anlass für Forschungsprojekte zu Zusammenhängen zwischen Botulismus und Biokompost. Nach bisherigem Erkenntnisstand allerdings besteht durch das Sammeln von Bioabfall oder das Ausbringen von Biokompost keine unmittelbare und erhöhte Gefahr an Botulismus zu erkranken.
Clostridium botulinum-Bakterien, die erreger des Botulismus sind in der Umwelt
weit verbreitet und können Gifte bilden, die stark auf das Nervensystem wirken und ohne Behandlung tödlich sein können. Zwar ist bislang in keinem Fall ein Zusammenhang zwischen Botulismus und Biokompost nachgewiesen worden, doch gibt es besorgte Hinweise aus der Wissenschaft zu möglicherweise doch bestehenden Verbindungen.
Insbesondere wird dabei Botulismus bei Säuglingen mit plötzlichen Kindstod in Beziehung gesetzt. Das deutsche Umweltbundesamt nimmt diese Hinweise ernst und hat zwei Forschungsprojekte an den Göttinger Prof. Böhnel vergeben, die klären sollen, ob der Kompost tatsächlich ein besonderes gesundheitliches Risiko in sich birgt.
Das erste Projekt wurde nun abgeschlossen und ergab, daß in Biokomposten Clostridium botulinum-Bakterien, aber keine Botulinumgifte nachgewiesen werden konnten. Im zweiten Projekt, das im November 2000 begann, soll untersucht werden, welche hygienische Bedeutung die im Biokompost vorkommenden Clostridium botulinum-Bakterien haben.
Ungeachtet der aus diesem Forschungsprojekt zu erwartenden Erkenntnisse ist eines bereits jetzt sicher: Die Warnung vor Säuglingsbotulismus aus der Biotonne ohne Einbeziehung anderer möglicher Infektionsquellen ist wissenschaftlich nicht
begründet. Clostridium botulinum-Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet, zum Beispiel in Böden, anaeroben Seesedimenten sowie im Hausstaub und in Blumenerde.
Das Risiko für Säuglinge durch Botulismus aus der Biotonne ist gegenüber dem Botulismusrisiko durch direkten Kontakt zu Staub oder Erde verhältnismäßig klein. Die klassische Botulismus-Erkrankung ist eine Vergiftung durch Lebensmittel, in denen durch das Wachstum von Clostridium botulinum-Bakterien Botulinumtoxine gebildet wurden. Die Botulinumtoxine sind sehr starke Nervengifte und lösen durch Nervenlähmungen Seh-, Sprach- Schluck- und Atemstörungen aus.
Unbehandelt kann die Erkrankung zum Tode führen. Bei Säuglingen kann in seltenen Fällen der sogenannte Säuglingsbotulismus auftreten, bei dem sich die Bakterien im Darm des Säuglings vermehren und dann direkt im Körper Toxine bilden.
Bereits seit Jahrzehnten ist bekannt, daß Säuglingsbotulismus einen gewissen Anteil an den Fällen von plötzlichem Kindstod hat. Da das Bakterium Clostridium botulinum auch im Honig vorkommt, wird schon lange davor gewarnt, Säuglingen Honig zu geben.
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