113 Motorradfahrer sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen getötet worden. Zweiradfahrer sind einer Vielzahl von Gefahren ausgeliefert. Nässe, Laub, Geschwindigkeit, das Übersehen durch
Autofahrer - egal, was als Ursache für einen Unfall gilt, im Fall des Falles bleibt dem Motorradfahrer nur Bekleidung und Helm als Knautschzone.
"Schützt der Helm auch beim Unfall, so kann er nach einem Unfall zum Problem
werden. Ein Sturzhelm schützt den Kopf vor Verletzungen, er überträgt aber die
Wucht eines Aufpralls auf die Halswirbelsäule", sagt Dr. Susanne Schunder-Tatzber vom Österreichischen Roten Kreuz.
Nach einem Unfall kann demnach eine unsachgemäße Abnahme des Helms
weitere Schäden an der Halswirbelsäule verursachen. Lässt man aber den Helm am Kopf des Verunglückten, kann bei fehlendem Bewusstsein die Atmung nicht
überprüft werden. Außerdem besteht bei Erbrechen Erstickungsgefahr.
Den Ersthelfern bleiben zwei Möglichkeiten. "Ist der Verletzte bei Bewusstsein, so
kann man behilflich sein, den Helm vorsichtig zu entfernen. Ist der Verletzte ohne
Bewusstsein, so muss der Helm zur Kontrolle von Atmung und Kreislauf abgenommen werden."
Für die schonende Helmabnahme sind laut Schunder-Tatzber zwei Helfer notwendig: "Ein Ersthelfer kniet oberhalb des Kopfes, erfasst seitlich mit beiden Händen den Helm und richtet den Kopf des Patienten unter leichtem Zug gerade. Der zweite Ersthelfer kniet seitlich neben dem Kopf des Verunglückten, klappt das Visier oder Sichtglas hoch, entfernt gegebenenfalls die Brille und öffnet den Kinnriemen."
Während der Helmabnahme sorgt der zweite Helfer für die Fixierung des Kopfes. Dazu greift er mit der einen Hand unter den Nacken, mit der anderen Hand umfasst er das Kinn des Verunglückten. Der erste Helfer kniet oberhalb des Kopfes und kippt nun den Helm nach hinten, bis die Nase unter dem Kinnbügel sichtbar wird und zieht ihn dann vorsichtig ab. Der erste Helfer übernimmt nun die Fixierung des Kopfes und legt ihn unter Zug vorsichtig ab.
Nach der Helmabnahme wird die Notfalldiagnose gestellt und lebensrettende Sofortmaßnahmen durchgeführt.
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