Fortschreitende Erblindung durch eine Glaukom-ähnliche Erkrankung bedroht auch Tiere. Eine neue Studie konnte nun zeigen, daß ein zur Behandlung der Multiplen Sklerose entwickelte Wirkstoff im Tierversuch den fortschreitenden Verlust des Augenlichtes stoppen kann. Eine neue Strategie bahnt sich damit auch in der Humanmedizin an...
Die in der aktuellen Ausgabe Zeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences U.S.A." publizierte Studie untersuchte die Wirksamkeit des am Weizmann Institut entwickelten Wirkstoff Copaxone bei der Therapie des meschlichen Glaukoms.
Die Mehrzahl der am Glaukom - grüner Star, für immerhin ein Prozent der erwachsenen Bevölkerung Ursache von Erblindung - leidet an erhöhtem Augeninnendruck durch einen behinderten Abfluß des Augenkammerwassers. Chronisch erhöhter Innendruck führt zu Degenerationsprozessen am Sehnerv und letzlich zu Erblindung.
Allerdings waren langjährigen Versuche zur Reduktion und Stabilisation des Augeninnendruckes nicht von Erfolg gekrönt: Die Schädigung des Sehnervs konnte dadurch nicht aufgehalten werden.
Zusätzlich verantwortlich für die fortschreitende Erblindung dürften einem neuen Erklärungsmodell zufolge toxische Abbauprodukte des degenerierenden Sehnervs sein - einer dieser Stoffe ist der Neurotransmitter Glutamat, der aus den verletzten Nervenzellen austritt und negativen Einfluß auf die benachbarten gesunden Zellen ausübt.
Auf basis dieser Erkenntnisse wurde nun eine Strategie entwickelt, die das Immunsystem zum Schutz des Nervs gegen schädliche Stoffe aus dem eigenen Körper einsetzt: Dieses Konzept ist wegen der zusätzlichen Aktivierung von Zellen, die normalerweise eine Autoimmunkrankheit hervorrufen, umstritten.
Eine Reihe von Untersuchungen der leitenden Wissenschafterin, Prof. Schwartz, zeigte allerdings, daß die Immunisierung mit Fragmenten des Proteins Myelin, der Schutzhuelle der Nerven, den Abbau des geschädigten Sehnervs verhindern kann. Jedoch können einige dieser Peptide das Immunsystem dazu bringen, Nervenfasern anzugreifen, was zu Multipler Sklerose führt.
Auf der Suche nach einer sicheren Alternative für diese Pepitide untersuchte Prof. Schwartz die Eignung von Copaxone, das ebenfalls zu einer Schutzwirkung durch Immunsierung führte. Tierversuche zeigten, daß die Immunisierung mit Copaxone den Nerv erheblich vor druckbedingtem Absterben schützen konnte.
Die positiven Ergebnisse der Studie und die bereits erfolgte Zulassung von Copaxone durch die US-Food and Drug Administration könnten nun zu einem baldigen Beginn von Untersuchungen an Glaukom-Patienten führen.
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