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Kaum höheres Leukämie-Risiko für Kinder durch Elektrosmog

09.03.2001

Von 1993 bis 1997 führten das Deutsche Kinderkrebsregister an der Universität Mainz und der Forschungsverbund Elektromagnetische Verträglichkeit biologischer Systeme an der Universität Braunschweig zwei Studien durch, um herauszufinden, ob Leukämieerkrankungen beim Kind mit häuslichen niederfrequenten Magnetfeldern (50 Hz) zu assoziieren sind.

Es ergaben sich zwar Hinweise auf einen solchen Zusammenhang, doch war die Studienpopulation zu gering, um einen Zusammenhang nachzuweisen oder auszuschließen. Daher wurden die Magnetfeldmessungen auf ein größeres Studiengebiet ausgedehnt: Die Ergebnisse diese Studie wurden nun vorgestellt.

Von 1997 bis 1999 wurden die Messungen in ganz West-Deutschland durchgeführt. Es wurde in erster Linie eine 24-Stunden Messung in dem Zimmer durchgeführt, das von dem Kind vor der Diagnosestellung am längsten bewohnt wurde. Dabei konnten insgesamt Messungen für 514 Kinder mit Leukämie und 1.301 nicht an Leukämie erkrankte Kinder durchgeführt und ausgewertet werden.

"Magnetfelder über 0,2µT kommen in Wohnungen in Deutschland selten vor", stellt Prof. Brinkmann vom Forschungsverbund nach Abschluß der Meßphase fest. Nur in 1,4% aller für die Allgemeinbevölkerung repräsentativen Wohnungen wurden Werte ab dieser Feldstärke gemessen. Magnetfelder ³0,4µT wurden in 0,2% der Wohnungen gemessen.

Ursachen von Magnetfeldern über 0,2µT sind in weniger als ein Drittel aller Fälle in Hausnähe vorbeiführende Hochspannungsleitungen. "Somit ist die Nähe einer Wohnung zu einer Hochspannungsleitung allein kein Indiz für eine überdurchschnittliche Magnetfeldexposition", erklärt der Ingenieur Grigat.

Nur jede dritte Hochspannungsleitung, die in unmittelbarer Nähe an den untersuchten Häusern vorbeiführte (50m oder weniger), produzierte Magnetfelder über 0,2µT. Keine weiter entfernte Hochspannungsleitung war Ursache einer Magnetfeldexposition über 0,2µT.

"In unserer Studie waren durchschnittliche Magnetfelder ³0,2µT nicht mit dem Auftreten von Leukämien im Kindesalter assoziiert. Wir beobachteten jedoch ein höheres Leukämierisiko bei Magnetfeldstärken ³0,4µT, was aufgrund der kleinen Fallzahl allerdings nur geringe Aussagekraft hat. Es ist aber insofern bedeutsam als es im Einklang mit der internationalen Literatur steht, die ein erhöhtes Leukämierisiko ab 0,4µT vermuten läßt, aber nicht darunter," erläutert der Epidemiologe Dr. Schüz von der Universität Mainz.

Kinder, die während der Nacht einem höheren Magnetfeld ³0,2µT ausgesetzt waren, hatten ein etwa 3-fach erhöhtes Leukämierisiko, das als statistisch auffällig bezeichnet werden kann. "Dieses Ergebnis deckt sich mit Beobachtungen unserer Studien in Niedersachsen und Berlin", so Schüz. Ebenso konnte die Beobachtung bestätigt werden, daß die Assoziation für Kinder unter 5 Jahren stärker ist als für ältere Kinder.

Da höhere Magnetfelder in Wohnungen selten sind, ist der Effekt auf Bevölkerungsebene eher klein. "Wir schätzen, daß nur etwa 3 bis 4 der jährlich 620 Leukämiefälle in Deutschland bei Kindern auf die Magnetfeldexposition zurückzuführen wären", sagt Professor Dr. Jörg Michaelis (Universität Mainz). "Dies gilt aber nur, wenn der von uns beobachtete statistische Zusammenhang ursächlicher Natur ist, worauf es aus experimentellen Studien bisher aber keine überzeugenden Daten gibt."

Fazit: Aufgrund der Beobachtungen für die nächtliche Magnetfeldexposition kann unsere Studie als Hinweis auf eine statistische Assoziation zwischen magnetischen Feldern und Leukämien im Kindesalter gewertet werden. Eine biologische Erklärung für diese Beobachtung ist bisher nicht bekannt. Sollte die beobachtete Beziehung kausal sein, wären dennoch nur etwa 1% aller Leukämien bei Kindern in Deutschland der Exposition durch elektromagnetische Felder zuzuschreiben.

Damit bleibt die Ursache für die große Mehrheit aller Leukämiefälle bei Kindern weiterhin unklar. Als vorsorgliche Maßnahme wird eine Reduktion unnötiger Expositionen empfohlen. Familien mit Säuglingen oder Kleinkindern, die sehr dicht (<50 m) an einer Hochspannungsleitung wohnen, können als Entscheidungshilfe mit Informationen der Energieversorger zur Auslastung der Freileitung oder gegebenenfalls Magnetfeldmessungen die Situation in ihrer Wohnung beurteilen.

© medizin.at

 

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