Betablocker werden seit 35 Jahren vor allem zur Behandlung von Erkrankungen der Herzkranzgefäße, bei Herzschwäche und bestimmten Herzrythmusstörungen sowie zur Senkung des Bluthochdrucks eingesetzt. Ihr Einsatz ist jedoch in bestimmten Fällen problematisch, wie neue vergleichende Studienauswertungen zeigen.
Zur Zeit gelten Betablocker als Medikamente der Wahl bei jungen Hypertonikern, die keine weiteren Störungen im Herzkreislaufbereich haben. Sind diese Patienten jedoch übergewichtig, sollten sie nicht in erster Linie mit Betablockern behandelt werden, warnt Prof. Sharma von Berliner Charité.
Diese Erkenntnisse ergeben sich aus der Auswertung acht großer Studien, in denen der Einsatz von Betablockern und anderen Hochdruckmitteln bei Patienten mit Bluthochdruck verglichen wurde. Die Analyse wurde in "Hypertension" veröffentlicht.
Sharma fiel auf, daß die Patienten während der ersten Monate der Behandlung mit Betablockern bis zu sieben Pfund an Gewicht zunehmen und dieses zusätzliche Gewicht im weiteren Verlauf der Behandlung auch nicht mehr verlieren. Bei Patienten, die andere Medikamente erhalten hatten, fand sich keine entsprechende Gewichtsszunahme. Wachsendes Übergewicht ist jedoch ein starker Risikofaktor für die Entwicklung von weiteren Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen wie etwa Diabetes.
Die Gewichtszunahme kann aus dem Wirkprofil der Betablocker erklärt werden: · Betablocker mindern den Energiestoffwechsel um 4-9%. So ist zum Beispiel die natürliche Wärmeentwicklung nach einer kohlehydrathaltigen Mahlzeit um 25 % geringer, der durch die Mahlzeiten hervorgerufene Mehrbedarf an Sauerstoff ist um 23 % geringer.
Sharmas Arbeitsgruppe konnte kürzlich zeigen, daß sich der Grundumsatz bei dicken Hypertonikern unter der Einnahme von Betablockern um 12 % verringert, sich jedoch unter der Einnahme anderer blutdrucksenkender Mittel nicht ändert.
Daß die Betablockade die Fettverbrennung hemmt, ist ebenfalls bekannt.
Nicht zuletzt führt die unter Betablockern auftretende Müdigkeit zu mangelhafter körperlicher Aktivität. Diese Faktoren sind im Einzelnen zwar gering, summieren sich aber im Laufe der Zeit und erschweren es Ubergewichtigen, wieder "abzuspecken". Ob allerdings neuere "atypische" Betablocker sich hinsichtlich dieser Wirkungen von älteren Betablockern unterscheiden, muß erst noch untersucht werden.
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