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Schizophrenie: Eine virale Erkrankung?

11.04.2001

Forscher der Johns Hopkins Universität haben Hinweise darauf gefunden, daß bei der Entwicklung von manchen Formen der Schizophrenie ein Virus eine Rolle spielt. Dabei handelt es sich um einen endogenen Retrovirus der Familie "W" (HERV-W).

In der aktuellen Ausgabe von PNAS berichten Dr. Yolken und seine Kollegen von einem Retrovirus, dessen Spuren sie im Liquor cerebrospinalis (Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit) von 30% der Studienteilnehmer mit akuter Schizophrenie und 7% der Teilnehmer mit einer chronischen Form der Erkrankung fanden.

"Bei einem signifikanten Anteil der Studienteilnehmer mit Schizophrenie konnten wir eine aktive Expression des Retrovirus feststellen, während bei Personen ohne Schizophrenie keine retrovirale RNA gefunden wurde", erklärt Yolken.

Es handelt sich um einen endogenen Retrovirus der Familie "W" (HERV-W). Frühere Studien lassen vermuten, daß für eine Aktivierung des Virus und die Entwicklung bestimmter Formen der Schizophrenie sowohl durch genetische als auch durch Umweltfaktoren verursacht werden. Die neue Arbeit identifiziert nun diesen Virus aus der HERV-W Familie als "Hauptverdächtigen".

Die Forscher untersuchten auch Gehirngewebe von verstorbenen Schizophrenie-Patienten und gesunden bzw. nicht-schizophrenen Personen. Anders als HIV und andere Retroviren sind endogene Retrovieren ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Genoms und haben sich bereits vor Millionen Jahren in dieses "eingeschlichen". Die Forscher begännen gerade erst, zu verstehen, wie diese Retroviren in die Entstehung von menschlichen Erkrankungen verwickelt sein könnten, erklärt Yolken.

"Unsere Arbeit erklärt zwar nicht, wieso diese Retroviren plötzlich aktiv werden, aber sie gibt Einblicke, was passieren kann, wenn sie aktiv weden. Wir hoffen, eine Stragie zu entwickeln, um die Retroviren daran zu hindern, aktiv zu werden", erklärt Yolken weiter und schließt: "Viele Fälle von Schizophrenie sind warscheinlich nicht mit Retrovieren assoziiert, wir haben jedoch eine signifikante Anzahl von Patienten gefunden, bei denen dies der Fall ist".

© medizin.at

 

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