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Eiweißstoff hilft Krebszellen bei der Wanderung

19.04.2001

Bei einer Krebserkrankung kann es dazu kommen, daß sich Tochtergeschwülste fernab vom Primärtumor bilden. Diese Tochtergeschwülste (Metastasen) entstehen, wenn sich Krebszellen vom Primärtumor ablösen und mit dem Blutstrom durch den Körper transportiert werden. Dafür ist ein bestimmter Einweißstoff vonnöten...

Die Tumorzellen heften sich dann an die Gefäßwände an und können in das darunterliegende Gewebe einwandern. Forscher des deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg konnten unter der Leitung von Prof. Dr. Altevogt zeigen, daß ein bestimmter Eiweißstoff auf der Oberfläche der wandernden Krebszellen für diesen Vorgang unerlässlich ist.

Der Nachweis dieses Proteins könnte den Medizinern helfen, das Metastasen-Potenzial eines Tumors besser einschätzen zu können. Zudem wäre vorstellbar, daß die Blockade des Eiweißes die Metastasenbildung verhindert. Die Forschergruppe wird von der deutschen Krebshilfe unterstützt.

Im menschlichen Körper haben alle Zellen einen festen Platz, nur die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) können sich auf der Suche nach mikrobiellen Eindringlingen und schadhaftem Gewebe durch den ganzen Körper bewegen. Die Wechselwirkung mit den Zellen der Gefäßwänden wird wird durch einen bestimmten Eiweißstoff ermöglicht. Diese Interaktion bildet den Anfang einer Ereignis-Kette, die mit der Einwanderung der weißen Blutkörperchen in das darunterliegende Gewebe endet.

Doch auch Krebszellen können wandern. Nachdem sich die Tumorzellen aus ihrem Gewebeverband gelöst haben, können sie Gefäßwände durchqueren um mit dem Blutstrom an entfernte Stellen im Körper zu gelangen. Dort interagiert ein für bestimmte Tumorzellen charakteristisches Oberflächen-Protein (CD24) mit Eiweißstoffen auf den Gefäßwänden. Die Wechselwirkungen zwischen dem Krebszell-Protein CD24 und den so genannten Selektinen auf den Gefäßwänden haben zur Folge, daß sich Tumorzellen an die Wand von Blut- oder Lymphgefäßen heften. Dieser Schritt bereitet das Übertreten der Zellen durch die Gefäßwände in das Körpergewebe vor, wo dann eine Tochtergeschwulst gebildet werden kann.

"Der Selektin/CD24-Bindungsweg scheint bedeutsam für die Tumormetastasierung zu sein. Eventuell eignet sich der Nachweis von CD24 als Marker für ein erhöhtes Metastasen-Risiko. Außerdem könnten unsere Untersuchungen die Grundlage für neue Behandlungsansätze liefern. So wäre vorstellbar, daß eine Blockade der Interaktion zwischen CD24 und Selektin die Metastasenbildung unmöglich macht", erklärt Altevogt.

Nur weniger als eine von 10.000 Tumorzellen schafft es auf ihrem Weg durch den Körper alle Barrieren zu überwinden und eine neue Zellkolonie zu gründen. Bestimmte Eigenschaften helfen den bösartigen Zellen bei dieser Wanderschaft: Krebszellen "kleben" im Vergleich zu normalen Zellen nicht so gut aneinander und können sich daher leicht von dem bestehenden Tumorgewebe lösen. Zudem sind bei ihnen diejenigen Mechanismen ausgeschaltet, die Zellen außerhalb ihres Verbandes normalerweise in den Selbstmord treiben würden. Beim Durchtritt durch die Gefäßwände in den Blutstrom kommt den Krebszellen ihre besondere Proteinausstattung zu Gute: Bestimmte Enzyme können die eigentlich unüberwindlichen Barrieren auflösen. Als blinde Passagiere transportiert der Kreislauf die Tumorzellen dann zur Zielstelle. Meist ist dies die Lunge, in deren feinen Kapillaren die großen Zellen stecken bleiben. Manche Tumorzellen tragen aber auch Eiweißstoffe auf ihrer Oberfläche, die mit Proteinen auf Gefäßwänden wechselwirken können. Die Krebszelle krallt sich an einer bestimmten Stelle im Körperkreislauf fest. Enzyme helfen den Krebszellen von dort in das darunterliegende Gewebe einzuwandern, um eine neue Zellkolonie zu gründen.

© medizin.at

 

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