Sexuelle Störungen sind bei Krebspatienten keine Seltenheit. Die Betroffenen erleben diese Probleme nicht nur als körperliche Beeinträchtigungen, sondern als Angriff auf ihre Identität und ihr
Selbstwertgefühl.
Die Deutsche Krebshilfe rät Krebskranken mit ihrem Arzt und dem Partner offen über die Beschwerden zu reden, Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen, denn je größer das eigene Wissen ist, desto besser sind die Chancen, Lösungen zu finden.
Oft ziehen sich Betroffene von ihrem Partner zurück, weil sie befürchten zu versagen und ihrem Körper nicht mehr vertrauen. Besonders Frauen leiden unter der Angst, nicht mehr attraktiv zu sein oder glauben, daß der Partner jetzt keinen Verkehr mehr wünscht. Männer hingegen beförchten Erektionsprobleme.
"Die meisten Krebspatienten sprechen von sich aus den Arzt nicht auf sexuelle Probleme an, sondern verschweigen sie. Mancher gibt sich selbst die Schuld, oder die Partner machen sich gegenseitig Vorwürfe", erklärt Prof Hartlapp, vom Klinikum Osnabrück und einer der beiden Autoren des Buches "Krebs und Sexualität". Für die meisten sexuellen Beschwerden, die infolge einer Krebserkrankung und ihrer Behandlung auftreten, gibt es konkrete Hilfen.
Da manche sexuellen Störungen psychisch bedingt sind, kann es für Krebspatienten darüber hinaus hilfreich sein, zumindestens vorübergehend eine psychologische Betreuung zu beanspruchen.
Die Deutsche Krebshilfe rät Betroffenen, sich über die Krebserkrankung und ihre Behandlung so gut wie möglich zu informieren. Krebspatienten sollten mit dem Arzt, dem sie vertrauen, sprechen und den Partner zu den Gesprächen mitnehmen. Nur gut aufgeklärte Patienten sind in der Lage, wichtige Fragen zu stellen. Sie verbessern damit ihre Chancen, sich auf die eventuell auftretenden sexuellen Probleme vorzubereiten und helfen sich und ihren Partnern, mit der durch die Krebserkrankung veränderten Sexualität umzugehen.
Ursachen der sexuellen Probleme bei Krebspatienten sind meist Krebserkrankungen, die das Sexualleben unmittelbar beeinflussen, wie Tumoren der Geschlechtsorgane. Doch auch durch andere Krebserkrankungen und die damit verbundenen körperliche Veränderungen, wie etwa Amputationen oder Narben kann es zu einen starken Einfluß auf das Selbstbild und damit auch auf das sexuelle Selbstverständnis kommen.
So fürchten viele Brustkrebspatientinnen auch den möglichen Verlust ihrer Brust. Sie befürchten nach einer Brustamputation nicht mehr vollwertig zu sein und entziehen sich daher den Blicken des Partners und ihrer Umwelt. Auch Darmkrebspatienten mit einem künstlichen Darmausgang haben oft das Gefühl, an Anziehungskraft verloren zu haben.
Kehlkopfpatienten haben ebenfalls häufig sexuelle Probleme, denn Atem und Stimme spielen im Liebesleben eine wichtige Rolle. Weiters können chronische Schmerzen, andauernde Müdigkeit oder die Angst vor einem erneuten Ausbruch der Erkrankung das Sexualleben von Krebspatienten beeinträchtigen.
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