Am 11. Mai trafen sich in der Mildred-Scheel-Akademie Experten und interessierte Ärzte zum Erfahrungsaustausch über das Prostata-Karzinom. Fazit der Fortbildungsveranstaltung: Zwar wurden in
den letzten Jahren große Fortschritte bei der Diagnostik und Therapie dieser Erkrankung gemacht, doch noch gibt es keine einheitlich gute Betreuung der Betroffenen.
"Die neuen Erkenntnisse der Wissenschaft müssen so schnell wie möglich zum Nutzen der Erkrankten umgesetzt werden", forderte Prof. Dr. Ackermann, der die Tagung der Deutschen Krebshilfe leitete.
Viele Patienten suchen erst dann zum Arzt, wenn Beschwerden wie Blasenentleerungsstörungen oder Rückenschmerzen auftreten. Doch in diesen Fällen ist die Krebserkrankung meist schon fortgeschritten und es ist möglicherweise schon zur Metastasenbildung in den Knochen gekommen. Wird der Tumor früher erkannt, etwa durch eine jährliche Krebsfrüherkennungsuntersuchung, bei der die Prostata vom Enddarm her abgetastet wird, so ist die Heilungschance deutlich höher.
Beim Verdacht auf ein Prostatakarzinom sollte zunächst eine Biopsie durchgeführt werden, die sich an den Qualitäts-Vorgaben der Pathologen orientieren muß: "Je mehr Proben entnommen werden und je besser sie schon vor Ort aufbereitet werden, desto höher ist die Treffsicherheit", erläuterte Dr. Berges vom Marienhospital, Herne.
Die Ergebnisse der Biopsie erlaubt zusammen mit der Auswertung einer Ultraschalluntersuchung und der Bestimmung des PSA-Wertes eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit, daß die Krebserkrankung noch auf die Prostata beschränkt ist.
Die Entscheidung für die geeignete Therapie sollte dann von Arzt und Patient gemeinsam getroffen werden. Ein vertrauensvolles Gespräch über die verschiedenen Möglichkeiten erleichtert diese Entscheidung erheblich. "Die Zeit, sich sachkundig zu machen, ist eigentlich immer vorhanden", berichtete Ulrich Grosche vom Bundesverband der Prostataselbsthilfe e.V., Dortmund, aus eigener Erfahrung.
"Die Therapie-Entscheidung muß immer an den individuellen Krankheitsverlauf angepasst sein. Jeder Patient sollte sich mit seinem Arzt darüber klar werden, welche Nebenwirkungen er bereit ist zu ertragen", betont auch Prof. Dr. Rübben, vom Universitätsklinikum Essen.
Die Behandlung des Prostata-Karzinoms kann durch Operation, Strahlen-, Hormon- und Chemotherapie erfolgen. "Einen Tumor, der noch auf die Prostata begrenzt ist, können wir durch die radikale Operation oder durch eine Strahlenbehandlung heilen", betonte Dr. Hakenberg von der Carl-Gustav-Carus Universität Dresden. Hormon- und Chemotherapie werden eingesetzt, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Daneben gibt es noch eine Reihe von Verfahren, die der biologischen Krebstherapie zuzuordnen sind. Dazu gehören die Behandlungsmethode nach Leibowitz (Hormonblockade) oder die Einnahme von Kräutermischungen als Tee oder Kapsel. Diese Verfahren sind wissenschaftlich jedoch noch nicht ausreichend gesichert. "Diese Methoden können den Prostatakrebs nicht heilen und sollten daher allenfalls ergänzend zu den bewiesenen Therapieverfahren eingesetzt werden", forderte Prof. Dr. Heicappell vom Klinikum Benjamin Franklin
in Berlin.
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