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Bei Kopfverletzungen nicht röntgen

14.06.2001

Kopfverletzungen bei Unfällen oder Stürzen im Kindes- und Jugendalter sind keine Seltenheit. Als Vorsichtsmaßnahme der Untersuchenden, aber oft auch auf Drängen der Eltern wird meist ein Röntgen des Kopfes durchgeführt. Doch: Nach solchen Fällen nutzt eine Röntgenaufnahme des Schädels den jungen Patienten nicht, da gehirnverletzungen nicht erkannt werden, sich also ein falsches Sicherheitsmoment ergibt.

Nur wenn der Arzt bei einer klinischen Untersuchung bestimmte Warnzeichen für eine Gehirnverletzung diagnostiziert, liefert eine nachfolgende Untersuchung mit dem Computer-Tomographen wichtige Informationen für die weitere Therapie, betonen Experten auf dem Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden.

In den Jahren 1994-1997 ist die Zahl der Röntgenuntersuchungen des Schädels um etwa 25% gestiegen, belegt eine Untersuchung des Instituts für Strahlenhygiene des Bundesamtes für Strahlenschutz, die auf dem Röntgenkongress präsentiert wird.

Über die Gründe für diese Zunahme verrät die Erhebung allerdings nichts. Experten vermuten jedoch, daß Röntgen-Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen nach Kopfverletzungen - oft auf Drängen besorgter Eltern - daran einen erheblichen Anteil haben dürften. Die Indikation wird also nicht streng genug von den Ärzten gestellt.

"Solche Untersuchungen nutzen den betroffenen Patienten jedoch nichts, wie zahlreiche Studien belegen. Denn Gehirnverletzungen sind auf Röntgenaufnahmen nicht erkennbar", betont Prof Tröger, Universität Heidelberg. "Ebenso wissen wir sicher, daß es keinen Zusammenhang zwischen Brüchen des Schädelknochens und Gehirnverletzungen gibt." Im Klartext: Es gibt Schädelbrüche ohne Gehirnverletzungen und Gehirnverletzungen ohne Schädelbrüche.

Da ein Bruch der Schädelkalotte ohnehin nicht behandelt werden kann, hat dessen Nachweis keine therapeutische Konsequenz. Gravierender noch: "Wenn keine Fraktur auf dem Röntgenbild erkennbar ist, besteht die Gefahr, daß man sich in falscher Sicherheit wiegt, denn eine Gehirnverletzung ist damit ja keineswegs ausgeschlossen", betont Prof. Reiser, Präsident des Deutschen Röntgenkongresses.

"Wichtig ist darum in erster Linie die klinische Untersuchung des kleinen Patienten durch einen Arzt", erklärt Tröger. Diagnostiziert der Mediziner dabei neurologische Warnzeichen, beispielsweise eine unterschiedliche Weitstellung der Pupillen, die auf eine Gehirnverletzung hindeuten können, dann ist eine Untersuchung mit dem Computer-Tomographen erforderlich. "Nur eine solche Untersuchung liefert für die weitere therapeutische Weichenstellung wichtige Informationen", erklärt der Kinderradiologe.

Auch die Eltern betroffener Kinder können bereits auf bestimmte Warnsignale achten: Wenn das Kind nach einem Unfall etwa erbricht, schlecht ansprechbar oder gar bewußtlos ist, muß es unbedingt sofort ärztlich untersucht werden. Auch auffällige Verhaltensänderungen oder eine ungewöhnliche Müdigkeit, selbst noch einige Tage nach einem Unfall, können ein Warnsignal sein.

© medizin.at

 

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