Reisen in Hochgebirgsregionen von Entwicklungsländern nehmen zu und damit auch Gesundheitsschäden. Zuwenig Training und Information über die zu erwartenden Belastungen, aber auch Notmaßnahmen sind Gründe für oftmals schwerwiegende Probleme.
Daß solche Touren nur für gesunde und einigermaßen trainierte Menschen in Frage kommen, ist selbstverständlich. Harte Bedingungen warten auf sie. "Die Trekker müssen damit rechnen, daß im Notfall keine Bergwacht und kein Helikopter zur Verfügung stehen", sagt Dr. Urs Wiget von der Flugwacht Rega-Airs Glaciers in Sion in der Schweiz.
Nach seinen Angaben erkranken während einer Trekking-Reise drei bis vier Prozent der Touristen schwer. Besonders häufig sind dabei Höhenkrankheiten, wie der Gebirgsmediziner, der schon mehrere Himalaya-Expeditionen als Arzt begleitet hat, berichtet. Wanderungen im Himalaya oder in den Anden gehen meist in Höhen weit über 3.000 Meter und damit in sehr viel höhere Regionen als etwa in den Alpen.
acute mountain sickness (AMS)
Bereits in Höhen ab 2.000 Metern kann es zu einer Befindlichkeitsstörung durch die dünne Luft kommen, die als acute mountain sickness (AMS) bezeichnet wird. Symptome sind Kopfweh, Erschöpfung, Übelkeit, Appetitverlust, periphere Ödeme und Schlaflosigkeit. AMS beginnt nicht unmittelbar bei Höhenexposition, sondern erst etwa sechs bis zwölf Stunden später.
Ruhe und ausreichend Flüssigkeitszufuhr sowie acetylsalicylsäurehaltige Schmerzmittel gegen den Kopfschmerz sollten die Beschwerden zum Abklingen bringen - ist dem nicht so, ist der Abstieg angezeigt.
Höhenlungenödem
Ebenfalls bereits in Höhen ab 2.000 Metern kann sich in Folge von AMS - aber auch unabhängig davon - ein Höhenlungenödem entwickeln. Neben dramatischem Abfall der Leistungsfähigkeit ist das Höhenlungenödem durch eine zunehmende Dyspnoe, gurgelnde Atemgeräusche und ein schaumiges rosafarbenes Sputum gekennzeichnet.
Da binnen weniger Stunden Lebensgefahr eintreten kann, müssen Betroffene sofort in niedrigere Lagen gebracht werden. Medikamente wie etwa Nifedipin sowie Dexamethason werden eingesetzte, können aber keinesfalls den Abstieg ersetzen. Auch der Aufenthalt in einer Überdruckkammer ist schnell wirksam.
Lungen- und Hirnödeme
In Höhen ab ca. 3.000 Metern kann es zudem und in der Regel als Folge von AMS zum Höhenhirnödem kommen. An Symptomen treten Erbrechen und extreme Kopfschmerzen auf, die auch nicht mit stärkerer Dosierung acetylsalicylsäurehaltiger Schmerzmittel begegnet werden kann. Das bei Hirnödemen bestehende Mortalitätsrisiko beträgt fast 50%, erfahrungsweise kommen lebensbedrohliche Formen von Lungen- und Hirnödem besonders häufig bei jungen und gut trainierten Wanderern vor, die trotz Beschwerden eine Bergtour nicht aufgeben wollen.
Zur Prävention von Höhenkrankheiten ist eine langsame Gewöhnung an die Höhe vonnöten: Über 3.000 Meter sollte die tägliche Schlafhöhe nicht mehr als 300 Meter pro Tag nach oben wandern. Bei Auftreten von Höhenkrankheitssymptomen sollte niemals weiter nach oben - vielmher bei Breschwerden sofort abgestiegen werden.
Bei empfindlichen Personen ist die Adpation besonders wichtig - ist diese nicht möglich, kann im Extremfall eine medikamentöse Prophylaxe erwogen werden. Dazu kann gegen AMS und Höhenhirnödem Acetazolamid, zur Prophylaxe von Höhenlungenödem Nifedipin in Retard-Formulierung eingesetzt werden.
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