Werden uns auf einer Party mehrere Personen vorgestellt, so gelingt es uns meist nicht, mehr als 2 oder 3 davon im Gedächtnis zu behalten. Wie erinnern wir uns nun an einen Namen, eine Telephonnummer oder ein Gesicht? Dazu gewannen deutsche Wissenschafter jüngst neue Einsichten...
Den Forschern der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist es nun gelungen, der Antwort auf diese Frage einen Schritt näher zu kommen, indem sie die elektrische Aktivität zweier Gehirnregionen bei Epilepsie-Patienten untersuchten. Fazit der Untersuchungen: Sollen wir uns später erinnern, so müssen beide Arreale zusammenarbeiten. Die Studie wird in der Dezemberausgabe von Neuroscience veröffentlicht.
Bei den beteiligten Arrealen handelt es sich um den Hippokampus und den rhinalen Kortex. Diese Regionen liegen lediglich 15mm voneinander entfernt und spielen bei der Bildung des Gedächtnisses eine deutliche Rolle. Kommt es zur Verletzung einer der beiden Strukturen, so können die Betroffenen keine neuen Erinnerungen speicher.
Die Forscher um Dr. Fell untersuchten diese beiden Hirnarreale daher näher. Es war Aufgrund des geringen Abstandes der Arreale die Aktivität mittels auf die Schädeldecke geklebter Elektroden zu messen. Da bei Patienten mit schweren Epilepsien aber mitunter Elektroden ins Gehirn implantiert werden, untersuchten die Forscher Patienten mit sog. Tiefenelektroden in den mittleren Schläfenlappen. So konnten Fell und seine Kollegen die Hirnstrom-Muster der beiden für das Gedächtnis ausschlaggebenden Hirnregionen untersuchen, während die Probanden versuchten sich eine Reihe von Wörtern einzuprägen. Waren die Hirnströme in beiden Regionen für wenige Millisekunden synchron, so konnten sich die Personen an das zu dieser Zeit gezeigte Wort erinnern.
Den Forschern zufolge spricht die Synchronisation der Hirnströme für eine Zusammenarbeit von Hippokampus und thinalem Kortex. Man vermutet heute, daß unterschiedliche Aspekte eines Sinneseindruckes in verschiedenen Hirnarrealen verarbeitet werden. So wird beim betrachten eines grünen Balles die Information "grün" von anderen Nervenzellen verarbeitet als die Information "Ball". Im rhinalen Kortex werden diese verschiedenen Aspekte wieder zusammengefügt und in Zusammenarbeit mit dem Hippokampus in das Gedächtnis überführt.
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