Immunbiologen der Universität Würzburg sind auf einer vielversprechenden Spur um eine Therapie zu entwickeln, die Patienten mit einem zusammengebrochenen Immunsystem helfen könnten.
Für die Erkennung und Vernichtung von Krankheitserregern sind im
Körper des Menschen bestimmte Zellen zuständig, die Lymphozyten. Sinkt
deren Zahl zu stark ab, kann das Immunsystem nicht mehr arbeiten - wie
es z. B. bei der Immunschwächekrankheit AIDS der Fall ist, aber auch
nach einer Chemo- oder Strahlentherapie. Die Lymphozyten können sich
zwar von alleine regenerieren, doch dieser Prozeß verläuft so langsam,
daß die Patienten über Monate bis Jahre extrem infektanfällig bleiben.
Die Forscher der Universität Würzburg haben einen Antikörper isoliert,
der die Immunzellen dazu bringt, sich schnell zu vermehren.
Projektleiter Prof. Dr. Hünig: "Werden Ratten mit diesem Antikörper
behandelt, dann vermehren sich ihre T-Lymphozyten rasch, ohne daß es
zu erkennbaren schädlichen Nebenwirkungen kommt."
Dieser Effekt setzt auch ein, wenn die natürlich vorhandenen
T-Lymphozyten der Ratten durch eine Bestrahlung zerstört wurden.
Erhalten die Tiere danach gesunde T-Lymphozyten in geringer Zahl
zugeführt, dann vermehren diese sich nur langsam: Erst nach einigen
Monaten erreichen sie wieder fast normale Werte.
Werden die Ratten jedoch gleichzeitig mit dem Antikörper behandelt,
dann beschleunigt sich die Erholung des Immunsystems so, daß schon
nach drei Wochen im Vergleich zu unbehandelten Tieren 5-10fach erhöhte
Lymphozytenzahlen im Blut gemessen werden. Außerdem zeigen die Tiere
nach der Behandlung wieder eine Immunantwort gegen Modellantigene, wie
etwa artfremde Proteine.
Der verwendete monoklonale Antikörper stimuliert die T-Lymphozyten,
indem er an das CD28-Oberflächenmolekül dieser Immunzellen bindet. Die
Arbeitsgruppe von Prof. Hünig untersucht jetzt, ob ein Immunsystem,
das durch eine CD28-Therapie wieder aufgebaut wurde, auch tatsächlich
Schutz vor infektiösen Erregern verleiht. "Wir hoffen, mit diesen
Untersuchungen einen Weg zu finden, über den sich die Abwehrreaktionen
bei immunologisch beeinträchtigten Patienten effizient
wiederherstellen lassen", so der Professor.
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