Die Natur verfügt über eine große Auswahl an flüchtigen Pflanzenduftstoffen, den sogenannten ätherischen Ölen, die sich durch einen besonders intensiven und starken Geruch auszeichnen. Obwohl die ätherischen Öle z.B. bei Erkältungen und grippalen Infekten als wohltuend und symptomlindernd empfunden werden, macht auch bei ihnen die Dosis das Gift.
In einem Kiefernwald etwa reichen geringste Mengen pro Kubikmeter Luft des
ätherischen Terpentinöls aus, um den charakteristischen, würzigen Duft
zu verbreiten. Kein Wunder also, dass der Mensch mit diesen Aromastoffen
eine gesunde und heilende Wirkung assoziiert, aber nur selten ein
Risiko.
Daß Überdosierung - gefördert durch die breite Verfügbarkeit kommerziell erzeugter Duftöle - jedoch risikoreich sein kann, zeigen schwere
Vergiftungsfälle bei Kindern, die immer wieder durch - zumeist falsch
angewendete - ätherische Öle verursacht werden.
Das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und
Veterinärmedizin (BgVV) appelliert deshalb dringend an Eltern, pflanzliche Duftstoffe bei Kindern mit großer Vorsicht und nur entsprechend ihrer Zweckbestimmung anzuwenden.
Ätherische Öle zeichnen sich besonders durch ihre toxischen Wirkungen
auf das zentrale Nervensystem, die Nieren und die Atemwege aus.
Hinsichtlich ihrer Wirkungsstärke auf den Menschen bestehen erhebliche
Unterschiede. Sehr giftig sind z.B. Kampher, Eukalyptus- (Cineol) und
Pfefferminzöl (Menthol).
Etwas weniger giftig sind Terpentinöl, Orangen-/Zitronenschalen-, Teebaum- und Nelkenöl. Relativ ungefährlich sind kosmetische Produkte wie Parfüms, Cremes, Seifen usw., bei denen der Anteil an ätherischen Öle meist gering ist und im Hinblick auf Vergiftungen vernachlässigt werden kann.
Vorsicht ist dagegen geboten bei Produkten, die hohe Anteile an stark
giftigen ätherischen Ölen enthalten. Dies sind z.B. Chinaöle, wärmende
Einreibungen oder Balsame, durchblutungsfördernde Sportsalben, spezielle
Badeöle oder Erkältungsbäder, Duftöle zur Raumluftverbesserung oder zur
Aromatherapie und auch verschiedene Verdünner auf Citrusbasis, z.B. für
Biolacke.
Werden diese Produkte versehentlich eingenommen, kann es zu schweren Vergiftungen kommen. Bei Säuglingen und Kleinkindern können schon wenige, versehentlich in den Nasen-Rachenraum gelangte Tropfen der ätherischen Öle Verkrampfungen des Kehlkopfs auslösen und zu Atemstörungen führen. Die Erfahrungen aus den ärztlichen Mitteilungen bei Vergiftungen und den deutschen Giftinformationszentren zeigen erfreulicherweise, dass diese schweren Vergiftungen sehr selten sind.
In der überwiegenden Zahl der Fälle kommt es als Folge der unbeabsichtigten Aufnahme von ätherischen Ölen "nur" zu Haut- und Mundrötungen, Bauchschmerzen, evtl. auch Übelkeit und Erbrechen. Sehr selten gibt es kurzdauernde Symptome wie Müdigkeit, Unruhe, Zittern und Bewegungsstörungen. Unabhängig davon, ob es sich um leichte oder schwere
Vergiftungen handelt, sollten alle Warnzeichen ernst genommen und ein
Giftinformationszentrum konsultiert werden.
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