Wer überempfindliche Zahnhälse hat, kennt den Schmerz, den ein kalter Eisbecher oder saure Gurken auslösen können. Erleichterung bringen spezielle, fluoridhaltige Zahnpasten und Spüllösungen. Warum und wie sie wirken, untersuchen Forscher des Fraunhofer-Institutes für Werkstoffmechanik (IWM) in Halle.
Überempfindliche Zahnhälse stellen bei Erwachsenen ein zunehmendes Problem dar - immerhin ist etwa jeder Fünfte davon betroffen. Spezielle, fluoridhaltige Zahnpasten und Spüllösungen können die Schmerzen beseitigen. Über die genaue Wirkungsweise konnte bislang jedoch nur spekuliert werden.
Gezogene Weisheitszähne wurden am IWM unter definierten Bedingungen mit fluoridhaltigen Lösungen und kommerziellen Zahnpflegemitteln behandelt und anschließend die Oberflächen und Querschnitte der Zähne mit dem Elektronenmikroskop untersucht. "Bei hoher Vergrößerung sehen wir, daß das Zahnbein - also das weiche Material am freiliegenden Zahnhals - von vielen winzigen Kanälchen durchzogen wird.
Durch diese Tubuli werden mechanische oder chemische Reize von der Mundhöhle an den Nerv weitergeleitet. Nach der Behandlung mit fluoridhaltigen Präparaten ist die Zahnoberfläche mit vielen winzigen Partikeln belegt, die je nach ihrer Größe und Anzahl die Tubuli verschließen können." erläutert Dr. Petzold vom IWM. Auch die chemische Zusammensetzung dieser Proben wurde untersucht: Die Partikelchen bestehen im Wesentlichen aus schwerlöslichem Kalziumfluorid, die sich aus mineralischen Bestandteilen des Zahnbeins und dem zugegebenen Fluorid bilden.
"Selbst bei geringen Fluoridkonzentrationen und kurzen Kontaktzeiten von wenigen Minuten bilden sich die Partikel bereits. Dabei reduzieren sie nicht nur die Sensibilität der Zähne, sondern stellen auch ein Depot für Fluorid dar. Neben Ernährungsweise und Putztechnik vermindert dies die Gefahr, daß sich Karies bilden kann", ergänzt Petzold.
© medizin.at