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Extremitätenverlängerung im Schlaf

13.03.2002

Die ursprünglich aus Sibirien bekannt gewordene Methode der Knochendehnung (Kallusdistraktion), mit der Arme und Beine kontinuierlich verlängert werden können, wurde in München mit westlicher Technologie und neuen Operationsverfahren revolutioniert und ständig weiter entwickelt.

Seit über 10 Jahren ist die Chirurgie des Klinikums der Universität München, Innenstadt auf dem Gebiet der korrigierenden und rekonstruktiven Extremitätenchirurgie weltweit führend. Das Verfahren der Kallusdistraktion kommt mittlerweile ohne externe Stabilisatoren aus.

Nach Abschluß des Längenwachstums muß zum Zwecke der Achsen- oder Längenkorrektur der Knochen zunächst durchtrennt werden. Dies gelingt inzwischen sehr schonend über zwei fast unsichtbare Minischnitte von je 3mm Länge. Bei dem ursprünglichen Verfahren waren monströse externe Gestänge erforderlich, die von außen den Knochen lang zogen und stabilisierten.

Dabei wächst unter dem stetigen Dehnungsreiz nicht nur der Knochen, sondern auch das gesamte Weichteil, die Blutgefäße, die Nerven und die Haut. Die Methode galt bisher als langwierig und schmerzhaft, weil an den Metalleintrittstellen oftmals Hautreizungen oder gar Infektionen auftraten.

Den Münchner Medizinern unter der Leitung von Privatdozent Dr. Rainer Baumgart ist es nun gelungen, die gesamte Apparatur soweit zu miniaturisieren, daß sie komplett innerhalb des Knochens Platz findet. Hierbei wird auf bewährte Prinzipien der Knochenbruchbehandlung zurückgegriffen. Ein in den Markraum des Knochens platzierter, neu konstruierter Marknagel wird mit einem eingek Professionelle Weiterentwicklung

Veranlasst durch anatomische Besonderheiten bei einer 24-jährigen Patientin entwickelte das Team um Baumgart die Technik Anfang letzten Jahres noch einen entscheidenden Schritt weiter. Während das Implantat bisher am Oberschenkel über einen seitlichen Schnitt von ca. 5 cm Länge im Bereich Hüfte eingebracht wurde, gelang es nun über einen Hautschnitt von nur 2,5 cm unterhalb der Kniescheibe das Implantat in den Oberschenkelknochen zu platzieren.

Vorteile sind nicht nur das wesentlich bessere kosmetische Ergebnis, da dieser Schnitt in den Hautfalten praktisch unsichtbar verheilt, sondern auch die geringere Schmerzbelastung durch die Operation und die nahezu optimalen Korrekturmöglichkeiten. Sowohl die Operation als auch die Verlängerung über 3cm gestaltete sich bei der Patientin völlig unproblematisch, der neue Knochen bildete sich außergewöhnlich schnell. Jetzt nach genau einem Jahr hat sich der Knochen soweit verfestigt, daß das Implantat vor wenigen Tagen wieder entfernt werden konnte.

Nach den guten Erfahrungen mit dieser neuen Operationstechnik wagte Baumgart im August 2001 mit diesen neuartigen Implantaten die weltweit erste simultane Ober- und Unterschen-kelverlängerung über nur einen einzigen 2,5cm langen Schnitt. Bereits früher gehörten Beinverlängerungen an Ober- und Unterschenkel mit den voll implantierbaren Distraktions-Marknägeln zwar zum Standardrepertoire des Münchner Chirurgen, bisher waren dazu aber immer zwei verschiedene Schnitte erforderlich.

Bei einer 28-jährigen Patientin mit Beinverkürzung nach Kinderlähmung (Poliomyelitis) wurden nun erstmals über einen einzigen Minischnitt zwei Implantate, einen für den Ober- und einen für den Unterschenkel problemlos eingebracht, so daß eine gleichzeitige Verlängerung von insgesamt 2 mm pro Tag erfolgen konnte. Das Verfahren hat sich inzwischen so weit bewährt, daß es für simultane Ober- und Unterschenkelverlängerung zum Standard geworden ist.

Die Münchner Chirurgen sehen sich derzeit zunehmend Anfragen von Minderwüchsigen gegenüber, die gerne 5 oder 10 cm größer werden möchten. Im Rahmen einer Spezialsprechstunde für Längendifferenzen an Armen und Beinen, ein- und beidseitigen Minderwuchs, Achsenfehlstellungen und Knochentumore erfolgt in jedem Fall zunächst eine genaue Analyse und Vermessung der Beingeometrie. In einem ausführlichen Beratungsgespräch werden die verschiedenen Optionen genau besprochen.

Es ist beeindruckend, welche Möglichkeiten sich mit dem Einsatz moderner Technik und einem ausgefeilten operativen Kow-how eröffnen. Wenn es aber allein um den Wunsch nach mehr Körpergröße geht, muß das Chirurgenteam die Euphorie etwas bremsen. "Nicht alles Machbare ist auch bezahlbar", schränkt Baumgart ein. Kosmetische Operationen werden von den Krankenkassen nicht übernommen.

http://www.beinverlaengerung.de

© medizin.at / Presse

 

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