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Altersforschung: Unser begrenztes Intelligenzkonto

19.04.2002

Im Forschungsbereich "Entwicklungspsychologie der Lebensspanne" am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) in Berlin untersuchen Wissenschafter um Prof. Baltes und Dr. Krampe die Aufmerksamkeitsverteilung bei der Bewältigung mehrerer gleichzeitiger Aufgaben.

Diese Aufmerksamkeitsverteilung verändert sich im Lauf des Lebens, greift jedoch auf ein definiertes "Intelligenzkonto" zurück, dessen "Kontostand" sich mit fortschreitendem Alter verringert. Gleichzeitig wird für etwa motorische Aufgaben mehr Aufmerksamkeit nötig.

Das Alter ist gewöhnlich von deutlichem Nachlassen der Sehschärfe, des Gehörs und des Gleichgewichtssinns begleitet und zwischen diesen sensomotorischen Funktionen und der Intelligenz besteht in der Regel auch ein enger Zusammenhang.

Dies zeigte bereits die großangelegte Berliner Altersstudie unter der Federführung des MPIB in Berlin und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Doch ob Motorik und Intelligenz gemeinsam durch den Alterungsprozess des Gehirns leiden oder ob bei nachlassenden Sinneskräften das Intelligenzkonto stärker durch die Bewahrung des Gleichgewichts belastet wird, blieb unklar und wird nun mit neuen Experimenten im sensomotorischen Labor am MPIB ermittelt.

Wie erwartet fiel es jüngeren Personen deutlich leichter als den Älteren, motorisch und kognitiv schwierige Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, denn bei dieser Altersgruppe ist die Motorik hochgradig automatisiert und beansprucht das Intelligenzkonto kaum. Frühere Studien aus dem Labor von Paul Baltes hatten bereits ergeben, daß junge Menschen in ihrer Gedächtnisleistung während des Laufens um etwa 25% nachlassen, während ältere Versuchspersonen fast 40% weniger Worte erinnern, wenn sie währenddessen auch noch gehen müssen.

Die Ergebnisse zeigen, daß ältere Menschen ihr Intelligenzkonto tatsächlich vorwiegend mit der motorischen Aufgabe belasten und dadurch schlechtere Leistungen bei der Gedächtnisaufgabe erzielen. Dies sei gut nachvollziehbar und sozusagen adaptiv, sagt Ralf Krampe. Denn dadurch kompensieren sie altersbedingte Schwächen wie die nachlassende Sehschärfe, die beispielsweise auch für die Orientierung im Raum und damit den Gleichgewichtssinn wichtig ist, sowie ihre abnehmende Muskelkraft und die geringere Beweglichkeit. Außerdem ist es für Ältere viel gefährlicher, einen Sturz zu riskieren. Indem sie sich bei Doppelanforderungen stärker auf die körperliche Aktivität konzentrieren, vermeiden sie Stürze.

© medizin.at

 

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