Forscher des Max-Planck-Institutes in Hannover und des Rockefeller Institutes in New York identifizierten ein Enzym -(ProteinkinaseC-delta), das als Signalgeber die Entstehung von Autoimmunerkrankungen verhindert. Die Arbeit wird in der aktuellen Ausgabe von "Nature" vorgestellt.
Bei Autoimmunerkrankungen richten sich die Aktionen des Immunsystems gegen
den eigenen Körper. Die Immunzellen können nicht mehr zwischen "selbst" und "fremd" unterscheiden, die Folge sind Krankheiten wie Multiple Sklerose oder rheumatoide Arthritis. Welche Mechanismen und Signale im Detail dazu führen, daß das Abwehrsystem "verrückt spielt", ist jedoch weitgehend ungeklärt.
Dr. Leitges und seine Arbeitsgruppe vom MPI beschäftigen sich mit der funktionellen Analyse von Proteinkinase C- Enzymen (PKC), die eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung in der Zelle spielen. Diese Enzyme aktivieren oder deaktivieren einzelne Proteine und regeln so die Weiterleitung von Signalen innerhalb einer Signalkaskade. Ihr Funktionsspektrum reicht von einer Beteiligung bei neuronalen Prozessen bis hin zur Immunabwehr und anderen immunologischen Vorgängen.
Leitges gelang es bereits in einer früheren Arbeit, nachzuweisen, daß bestimmte Strukturvarianten der Proteinkinase C für ein funktionsfähiges Immunsystem von großer Bedeutung sind und konnte nun zeigen, daß die sogenannte Delta-Isoform der Proteinkinase C an Prozessen beteiligt ist, die die Entwicklung einer Autoimmunität unterbinden.
Mäuse, denen diese Form der Proteinkinase fehlte, zeigten Entgleisungen des Immunsystems: Es entstanden autoreaktive B-Zellen, die körpereigenes Gewebe angreifen.
Normalerweise produzieren B-Zellen Antikörper gegen Fremdstoffe und übernehmen damit eine wichtige Aufgabe in unserem Immunsystem. B-Zellen, die falsch programmiert sind, werden in einem gesunden Organismus selektiv abgetötet oder inaktiviert um eine Reaktion gegen den eigenen Körper zu verhindern. Bei Mäusen, die dieses Enzym nicht herstellen, waren die falsch programmierten, autoreaktiven B-Zellen nach wie vor aktiv, produzierten Antikörper und lösten damit eine Autoimmunreaktion aus.
Ein unmittelbarer Beweis dafür, daß PKC-delta die Entstehung oder Aktivierung von entgleisten B-Zellen steuert. Ob in diesem Prozeß noch andere Signale hinzukommen, ist bisher noch ungeklärt.
Nun soll untersucht werden, ob bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen ein Mangel an PKC-delta nachweisbar ist. Wäre das der Fall, so würden sich neue gezielte Ansätze für eine Therapie dieser Krankheiten eröffnen.
Quelle:
Protein kinase C controls self-antigen-induced B-cell tolerance
Ingrid Mecklenbräuker, Kaoru Saijo, Nai-Ying Zheng, Michael Leitges &
Alexander Tarakhovsky; in: Nature 416, 860 - 865 (2002)
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