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Weltweit erster künstlicher Knorpelersatz am Knie implantiert

10.07.2002

Menschen mit Knorpelschäden und beginnender Arthrose können auf ein aktiveres Leben hoffen: Prof Bosch und seinem Team an der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es weltweit erstmals gelungen , menschliches Knorpelgewebe am Kniegelenk durch künstlichen Knorpel zu ersetzen.

Das neuartige minimal invasive Verfahren wurde am 12. Juni 2002 bei zwei Patienten angewandt, die bereits am Abend des Operationstages nahezu schmerzfrei aufstehen konnten und die inzwischen die Klinik verlassen haben. Am 4. Juli 2002 wird Prof Bosch die Operationstechnik und seine klinischen Erfahrungen im Rahmen des 3rd International Orthopedic Symposium in Heidelberg Kollegen aus der ganzen Welt präsentieren.

"Die erste Operation bei einer 60-jährigen Patientin war aufgrund eines Knorpelverschleißes am Knie notwendig geworden. Mit herkömmlichen Behandlungsmethoden wäre es uns nicht gelungen, sie vor einer Teilprothese zu bewahren", sagte Professor Bosch.

Der zweite Patient, ein 45- jähriger Mann, hatte über Jahrzehnte intensiv Sport getrieben und sich den Knorpelschaden durch Sportverletzungen zugezogen. Frühere operative Eingriffe konnten ihn nicht von seinen starken Schmerzen und seiner eingeschränkten Beweglichkeit befreien.

"Bei der neuen Methode wurde über nur drei Zentimeter lange Hautschnitte der geschädigte Knorpel entfernt. In den darunter liegenden Knochen frästen wir eine etwa zehn Millimeter kleine Vertiefung und pressten die passgenauen Implantatzylinder hinein. So konnten wir eine glatte, widerstandsfähige Gelenkoberfläche herstellen", erklärte der MHH-Unfallchirurg. "Für die Patienten sind die kurze, fast schmerzlose Einheilungsphase, die sofortige Belastbarkeit und schnelle Wiederherstellung ihrer Gehfähigkeit ein wirklicher Gewinn."

Die Vorteile des Implantates und der speziellen Operationstechnik sieht Bosch in einer wesentlich kürzeren Rehabilitation - in Zukunft könne man in vielen Fällen auch auf die Verwendung von körpereigenem gesundem Knorpelgewebe verzichten oder einen erforderlichen Teilgelenkersatz hinauszögern. Profitieren werden vor allem Patienten mit Knorpelschäden nach Sportverletzungen und Unfällen sowie an Knorpelverschleiß leidende Menschen, die für einen Kniegelenkersatz zu jung sind.

Eine frühzeitige Sanierung des Knorpelgewebes kann die Entstehung einer chronischen Gelenkerkrankung, einer Arthrose, verhindern; Folgekosten lassen sich vermeiden - ein wichtiger Gesichtspunkt angesichts der rund fünf Millionen Menschen, die allein in Deutschland von Gelenkverletzungen und Arthrosen betroffen sind.

Bei der Grundsubstanz des künstlichen Knorpelersatzes handelt es sich um so genanntes Hydrogel, einem wasserspeichernden Kunststoff, aus dem z.B. auch weiche Kontaktlinsen hergestellt werden. Das neue Implantat ähnelt dem menschlichen Knorpelgewebe, ist genauso weich und anpassungsfähig, gleichzeitig jedoch außerordentlich abnutzungssicher und kräftig und zeichnet sich durch eine hohe Gewebeverträglichkeit aus.

© medizin.at

 

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