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Diabetischer Fuß: Gute Chancen mit Linezolid

11.12.2002

In der Behandlung der durch Gram-positive Bakterien wie Staphylococcus aureus verursachten Infektion beim diabetischen Fuß zeigte sich der neue Wirkstoff mindestens ebenso wirksam wie zwei Standardtherapien.

Dies wurde im Rahmen der 40. Jahrestagung der Infectious Diseases Society of America (IDSA) in Chicago anhand neuer Daten zum antibiotischen Wirkstoff Linezolid (Zyvoxid®) - dem einzigen zugelassenen Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der Oxazolidinone - bekanntgegeben.

Diabetische Fußinfektionen sind eine potenziell schwere Komplikation des Diabetes mellitus. Sie können in bestimmten Fällen zu dauerhaften Schäden und zur Amputation führen und zählen bei DiabetikerInnen zu den häufigsten und oft folgenschwersten Infektionen(1). Auf Grund ihres geschwächten Immunsystems sind Diabetiker einem erhöhten Risiko für Antibiotika-resistente Infektionen - darunter MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) - ausgesetzt.

Die Folgen des Diabetes mellitus gelten in den industrialisierten Ländern als Hauptursache für Amputationen der unteren Extremitäten. Trotz aller medizinischer Fortschritte muss bei 3% aller Diabetiker eine Amputation vorgenommen werden.

Ein Fünftel aller Krankenhausaufnahmen bei dieser Patientengruppe erfolgt wegen eines Ulkusleidens (Ulkus cruris), bei 44% von ihnen dauert der stationäre Aufenthalt länger als drei Monate. Acht von zehn diabetischen Ulkuspatienten müssen sich einer Amputation unterziehen. Insgesamt erfolgen 50% aller nicht-traumatischen Amputationen bei Diabetikern, die Fünfjahresmortalität beträgt bis zu 67% !(3)

"Die Studienergebnisse sind sehr ermutigend", kommentierte Studienleiter Dr. Benjamin A. Lipsky vom VA Puget Sound Health Care System und der University of Washington School of Medicine. "Sie sprechen dafür, dass Linezolid eine wichtige Ergänzung zu den gegenwärtig verfügbaren Therapieoptionen bei diabetischen Fußinfektionen ist - besonders bei den durch MRSA verursachten Infektionen, die immer häufiger auftreten. Da Linezolid sowohl intravenös als auch oral zur Verfügung steht, sehen wir für Diabetiker mit Fußinfektionen gute Chancen."

Das neue Antibiotikum wurde mit zwei Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor Kombinationsantibiotika (Ampicillin/Sulbactam und Amoxicillin/Clavulansäure) verglichen. Die Untersuchung wurde zwischen April 2001 und März 2002 an 30 Orten in den USA und an 15 Orten in Europa durchgeführt. 371 Patienten wurden in die Behandlungsgruppe mit Linezolid (n=248) oder in die Gruppe mit Aminopenicillin-Kombinationstherapie (n=123) randomisiert.

Für die Dauer von 7 bis 28 Tagen erhielten sie entweder Linezolid (intravenös oder oral) oder eine der Standard-Aminopenicillin-Kombinationstherapien (d.h. Ampicillin/Sulbactam intravenös oder Amoxicillin/Clavulansäure oral). Um den Gram-negativen Bereich abzudecken, konnte in beiden Armen zusätzlich Aztreonam verabreicht werden; im Aminopenicillin-Kombinationsarm konnte zusätzlich Vancomycin gegeben werden, wenn Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) nachgewiesen oder vermutet wurden. Zu den für die Studie relevanten Infektionsarten zählten tiefe Weichteilinfektionen, Cellulitis, Osteomyelitis und Abszesse.

81,3% der Linezolid-Patienten wurde klinisch vollständig geheilt, verglichen mit 71,3% der Patienten unter der Standard-Aminopenicillinkombination. Darüber hinaus stellte Linezolid seine Wirksamkeit in der klinisch evaluierbaren Population (317) bei 82,8% der behandelten Patienten unter Beweis, gegenüber 73,3% in der Vergleichsgruppe.

Die Patienten beider Arme waren hinsichtlich ihrer demografischen und klinischen Merkmale zu Behandlungsbeginn vergleichbar und wurden in den meisten Fällen ambulant mit einem einzigen Mittel in oraler Applikation behandelt. Unter Linezolid traten leichte bis mittelmäßige, großteils hämatologische oder gastrointestinale Nebenwirkungen auf, die alle reversibel waren.

Hintergrund: Resistenzen bei Infektionen des diabetischen Fußes
Die zur Therapie von Fußinfektionen bei Diabetikern eingesetzten Standard-Antibiotika wie beispielsweise Aminopenicilline wirken nicht gegen MRSA (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus). Gegenwärtig wird dem Aminopenicillin-Regime zur Behandlung des infizierten diabetischen Fußes noch Vancomycin (intravenös) oder ein anderes intravenöses Antibiotikum beigegeben, wenn ein resistenter Stamm vermutet wird.

Zur Bekämpfung der ständig steigenden Zahl von Antibiotika-Resistenzen haben sich die amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) jedoch im Laufe des Jahres für den vorsichtigen Einsatz von Vancomycin und einer mit der intravenösen Therapie assoziierten Katheterisierung ausgesprochen.

Aus früheren Untersuchungsdaten geht hervor, dass Linezolid in der Behandlung von MRSA-Infektionen genauso wirksam ist wie Vancomycin(4). Linezolid kann sowohl oral wie auch intravenös verabreicht werden. Es stellt in der ambulanten und stationären Behandlung resistenter Infektionen eine besonders gute Alternative zur intravenösen Therapie dar, da auf Grund der hohen Bioverfügbarkeit die Dosierung nicht angepasst werden muss, um die selbe Wirkung zu erzielen.

Die Therapie des diabetischen Fuß-Syndroms wird häufig durch eine schlechte Durchblutung des betroffenen Gewebes erschwert. Daher sind Antibiotika mit einer ausgezeichneten Gewebegängigkeit notwendig. "Auf Grund der vorliegenden Daten zeigt sich Linezolid gegenüber Betalaktamantibiotika und Glykopeptiden bezüglich Gewebegängigkeit deutlich überlegen", berichtet Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer von der klinischen Abteilung für Infektionen und Chemotherapie der Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Wien.

(Linezolid => Betalaktame => Glykopeptide) __________

Fußnoten:
(1) Diabetic Foot Infections. eMedicine Journal 3:2, 2002
(3) Zahlen von Prof. Florian Thalhammer, Klin. Abt. für Infektionen und Chemotherapie, Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Wien
(4) Zyvox vs. Vancomycin Injection for the Treatment of Methicillin-Resistant Staphylococcus aureus (MRSA) Infections. Clinical Infectious Diseases, 34:1481-90, 2002
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Oliver Stohlmann, Pharmacia Austria, Tel. 0664/3350485,
mailto:oliver.stohlmann@pharmacia.com

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