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Nicht alle Raucher werden krank!

18.10.1999

Anamnese und Klinik: Der 76jährige Herr S. A. ist normalgewichtig und zeigt unauffälligen Puls und Blutdruck. Ruhe-EKG wie auch Belastungs-EKG sind unauffällig. Wegen pektanginöser Beschwerden wurde vor 8 Monaten zusätzlich eine Koronar-angiographie durchgeführt, die mäßiggradige diffuse Stenosen zeigte, jedoch keine Indikation für eine Intervention in Richtung Ballondilatation oder Bypass-Operation ergab.

Bei einer Routine-Kontrolle wurde kürzlich ein großes Bauchaortenaneurysma entdeckt, welches dringend operiert werden sollte. Weil Herr S. A. seit den 40er Jahren ein starker Raucher ist, chronischen Husten und eine ausgeprägte heisere "Raucherstimme" hat, wurde präoperativ eine Lungenfunktionsanalyse empfohlen. Bei diesem Patienten mit rund 50 Packyears an Zigaretten unterschiedlichen Schadstoffgehaltes, einer Atherosklerose und rauchassoziierten laryngealen Veränderungen wurde eine hochgradige Einschränkung der ventilatorischen Leistungsbreite und damit eine deutliche Risikoerhöhung bei der geplanten Operation erwartet.

- Befunde: Das Thoraxröntgen zeigte einen im wesentlichen altersentsprechenden unauffälligen Befund. Die Blutgasanalyse lag im Normbereich. Die Lungenvolumina lagen ebenfalls im Normbereich. Auch die Atemwegswiderstände der größeren Bronchien waren unauffällig. Überraschend war, daß sich bei diesem Patienten mit massivem, langjährigem Nikotinabusus auch die Parameter der forcierten Exspiration wie FEV1 regelrecht präsentierten. So ließ sich von bronchopulmonaler und lungenfunktionsanalytischer Seite keine relevante Erhöhung des Risikos für die geplante chirurgische Sanierung des Aortenaneurysmas feststellen.

- Conclusio: Der Fall des Patienten S. A. zeigt, wie unterschiedlich Raucher mit ihrer ventilatorischen Leistungsbreite auf diese inhalative Noxe reagieren. Man kann annehmen, daß etwa ein Fünftel der Raucher zu den "Unempfindlichen" zählen und ein weiteres Fünftel zu den "Sehr Empfindlichen". Die übrigen liegen mit ihrer bronchopulmonalen Empfindlichkeit zwischen diesen beiden Extremen.

Ob Raucher einen starken Abfall der Lungenfunktion haben werden oder nicht, kann prospektiv durch eine Methacholin-Provokation oder durch eine Längsschnittuntersuchung über drei bis vier Jahre ermittelt werden. Eine frühzeitige Durchführung der Lungenfunktion entscheidet oft über das Schicksal von Rauchern. Nicht zuletzt senkt eine Raucherentwöhnung vor dem 40. Lebensjahr das Karzinomrisiko drastisch. Eine schlechte Lungenfunktion oder der Nachweis eines hyperreagiblen Bronchialsystems sind gewichtige Argumente im ärztlichen Gespräch mit dem Patienten.

Doz.Prim.Dr. HARTMUT ZWICK u. OA Dr. WERNER HEINDL Serie PULMOLOGISCHE DIAGNOSTIK/Teil 2 In Zusammenarbeit mit dem Institut für Pulmologische Diagnostik, Wohllebengasse 9,1040 Wien

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