Herr S.W. ist 27 Jahre jung, 184 cm groß und wiegt 85 kg. Er betreibt regelmäßig Sport, leidet an keiner chronischen Erkrankung und benötigt keine Dauermedikation. Seit einigen Monaten klagt er über Husten mit vermehrtem zähem Auswurf...
ANAMNESE UND KLINIK: ...diese unangenehme Symptomatik führte der Patient mit Recht auf seinen Nikotinkonsum zurück, mit dem er bereits in seinem 13. Lebensjahr begann. Zusätzlich ist Herr S.W. vorbelastet, weil in seinem elterlichen Haushalt ohne Rücksicht auf die Kinder viel geraucht wurde.
BEFUNDERHEBUNG: In der klinischen Untersuchung, röntgenologisch und auch in der Blutgasanalyse fanden sich keine klinisch bedeutsamen pathologischen Veränderungen. In der ventilatorischen Funktionsanalyse, also Spirometrie und Ganzkörperplethysmographie, lagen die Lungenvolumina und die Atemstromwiderstände der größeren Bronchien im Normbereich.
Ein Hinweis für ein Emphysem ließ sich ebenfalls nicht erkennen. Die Parameter der forcierten Exspiration, darunter auch die FEV1, waren jedoch signifikant eingeschränkt und ließen sich durch die Gabe von Broncholytika akut nicht verbessern. Auch nach einer intensiven vierwöchigen antientzündlichen und antiobstruktiven Behandlung blieb die FEV1 auf 76% des Sollwertes.
CONCLUSIO: Herr S.W. kämpft mit zwei gesundheitlichen Problemen. Erstens, das "Wachstum" seiner Lungenfunktion ist durch das frühzeitige Aktivrauchen und durch die passive Rauchbelastung im elterlichen Haushalt verlangsamt worden.
Dadurch befindet sich Herr S.W. hinsichtlich seiner Lungenfunktion und -kapazität in einer gegenüber Gesunden ungünstigeren Ausgangssituation. Zweitens besteht die Befürchtung, daß er zu den empfindlichen Rauchern zählt, deren Lungenfunktion einen steileren Abfall aufweist als die Atemleistung von Nichtrauchern oder unempfindlichen Rauchern.
Herrn S.W. sollte dringend geraten werden, sich trotz körperlichen Wohlbefindens und nur geringen respiratorischen Beschwerden einer Raucherentwöhnung zu unterziehen, weil ihm sonst frühzeitige Invalidisierung und vorzeitiger Tod drohen. Auf jeden Fall sollte sich Herr S.W. halbjährlich einer Lungenfunktionsuntersuchung stellen, weil mittels einer Verlaufsbeobachtung der ventilatorischen Funktion eindeutig festgestellt werden kann, zu welcher Risikogruppe er gehört und welches respiratorische Schicksal ihm in Zukunft droht.
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