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Dem tabuisierten Leid eine Stimme geben

"Die Gynäkologie ist kein "Schön-Wetter-Fach": Das verschwiegene Leid sexuell missbrauchter Mädchen und Frauen öffentlich zur Sprache bringen und Hilfsangebote für die Betroffenen in der gynäkologischen Praxis etablieren" - das ist ein wichtiges Anliegen von Professor Günther Kindermann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und Kongresspräsident des 53. Kongresses der DGuGH.

Weltweit erstmals werden auf der Tagung Untersuchungsergebnisse an mehreren Tausend Opfern von Sexualdelikten präsentiert. "Natürlich können die Frauenärztinnen und Frauenärzte die männliche Gewalt nicht aus der Welt schaffen", erklärt Kindermann, "doch diese Frauen brauchen Gesprächspartner, Hilfe und Unterstützung, die sie auch bei ihren Gynäkologen und Gynäkologinnen finden müssen."

Auch in der Begleitung von Tumorpatientinnen in der letzten Lebensphase sieht der Münchener Frauenarzt eine wichtige Aufgabe, die nicht an Hausärzte, Schmerztherapeuten und Palliativmediziner delegiert werden dürfe.

Stärken möchte Kindermann in Wissenschaft und Praxis die Hormonforschung (Endokrinologie). Denn auf diesem Gebiet kommen die Fortschritte zunehmend aus dem Ausland. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis in der Bevölkerung - nicht nur bei Frauen - altersbedingten Veränderungen entgegenzuwirken.

"Darum muß die Endokrinologie zu einem seriösen Forschungsschwerpunkt an den Universitäten ausgebaut werden", fordert der Tagungspräsident, denn nur so könne den Frauen so mancher modische "Anti-Aging-Hokuspokus" und Halbseidenes erspart werden, so Kindermann.


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