Gehirnschäden bei Frühgeborenen: Prognose und Prävention
Prognose und Präventionschancen von Behinderungen durch Gehirnschäden bei Frühgeborenen stehen im Mittelpunkt der internationalen Jahrestagung der European Academy of Childhood Disability. Die ersten Ergebnisse eines neuen europäischen Netzwerkes zu Zerebralparese werden auf der Tagung vorgestellt.
Zerebralparese ist die wichtigste Form der dauerhaften motorischen Behinderung im Kindesalter . Unter diesem Begriff wird eine Gruppe von Krankheitsbildern zusammengefasst, die aufgrund einer Störung des Gehirns zu dauerhaften Bewegungsstörungen führt. Diese Bewegungsstörungen äußern sich hauptsächlich als Spastik. Dazu kommen häufig weitere Behinderungen wie etwa eine ausgeprägte Störung der geistigen Entwicklung, Sehstörungen und Anfallsleiden.
Im Gegensatz zu anderen Behinderungsformen stehen erbliche Ursachen hier
im Hintergrund, es handelt sich größtenteils um Krankheitsbilder, die aufgrund von Gehirnschädigungen entstehen, z.B. während der Schwangerschaft, unter und nach der Geburt. Das Vorkommen bei Frühgeborenen ist um ein Vielfaches höher (abhängig vom Ausmaß der Frühgeburtlichkeit) als bei reifgeborenen Kindern.
Prof. Krägeloh-Mann, Universitätskinderklinik Tübingen und Tagungspräsidentin des heute beginnenden in-ternationalen Kongresses: "Die Zerebralparese ist eines der wichtigen Themen unserer Tagung. Da sie relativ häufig vorkommt, ist die gesundheitspolitische Bedeutung immens und erfordert eine gezielte Suche nach Präventionsmöglichkeiten. Es gibt aus vielen Ländern, auch aus einzelnen Kliniken, Daten zur Zerebralparese, die jedoch kaum vergleichbar sind.
Dies liegt an der Tatsache, daß es sich hier nicht um ein einheitliches Krankheitsbild, sondern um eine Gruppe von Krankheitsbildern handelt, die zu einem ähnlichen Erscheinungsbild führt. Gesundheitspolitische Aussagen zur Zu-
oder Abnahme dieses Krankheitsbildes, auch im Zusammenhang mit
bestimmten Risikofaktoren, werden so extrem erschwert."
Die Kernfrage sei, ob die Zerebralparese bei Frühgeborenen in verschiedenen europäischen Ländern in gleicher Häufigkeit auftritt und ob es zutrifft, daß bei Frühgeborenen diese Behinderung in dem Ausmaß, wie Frühgeborene vermehrt überleben, tatsächlich zunimmt. Dazu wurde ein europäisches Netzwerk gebildet, mit dem Ziel, die Definitionen zu vereinheitlichen, Daten zusammenzutragen und gemeinschaftlich auszuwerten. Die ersten Ergebnisse werden auf der Tagung vorgestellt.
In diesem Zusammenhang werden Ergebnisse einer Studie zur Prognose der
Frühgeborenen vorgestellt, die in Tübingen geboren und betreut wurden. Es ergab sich eine, im internationalen Vergleich, außerordentlich niedrige Rate von Behinderungen, sowohl bezüglich der Zerebralparese als auch bezüglich einer Sonderschulbedürftigkeit.
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