Tumoren enthalten Nerven!
Einer Arbeitsgruppe der Univerität Bonn ist weltweit erstmalig der Nachweis gelungen, daß Tumoren Nerven enthalten. Dieses gibt Überlegungen zur Beeinflussung von Tumoren durch das Nervensystem Raum und eröffnet möglicherweise neue Perspektiven zu Tumorbekämpfung.
Das Team der Arbeitsgruppe Elektronenmikroskopie an der Augenklinik der Universität Bonn unter Leitung von Prof. Spitznas untersuchte mehrere gut- und bösartige Augentumoren sowie Gewebeproben von Harnblasenkarzinomen: alle untersuchten Wucherungen enthielten Nerven. Die Forscher schließen daraus, daß die Existenz von Nerven in Tumoren allgemein üblich ist.
Teamchef und Entdecker der Nervenfasern Dr. Seifert: "Der Durchmesser und die Verteilungsdichte dieser Nerven sind äußert gering. Wir haben bei jedem Tumor unter hoher elektronenmikroskopischer Vergrößerung wochenlang etliche Präparate analysiert, bevor wir fündig wurden."
Die Tragweite dieser Entdeckung ist noch nicht abzuschätzen. "Wir schauen nun auch in anderen Tumortypen nach, ob sie Nerven enthalten", erklärt Seifert. Gleichzeitig will die Arbeitsgruppe versuchen Neurotransmitter (Botenstoffe der Nerven) in Tumoren nachzuweisen. Deren Vorkommen würde Rückschlüsse darauf erlauben, wie die Tumoren durch das Nervensystem beeinflusst werden.
Der Nachweis eines Neurotransmitters (Neuropeptid VIP ) ist der Arbeitsgruppe bereits gelungen. Seifert: "Über Funktionen der Nervenfasern in Tumoren lässt sich im Moment allerdings nur spekulieren." Die Wissenschaftler erwarten jedoch, dass ihre Befunde der Tumorforschung wichtige neue Impulse geben.
Auf unsere Frage nach Details zu Publikationen erhileten wir folgenden Hinweis von Dr. Seifert:
"Sehr geehrte Frau Bublava,
vielen Dank für Ihren freundlichen Glückwunsch. Zum Thema Nervenfasern in Tumoren liegen zwei Publikationen vor: 1) Seifert P, Spitznas M (2001) Tumours may be innervated. Virchows Arch 438:228-231. 2) Seifert P, Benedic M, Effert P (2001) Nerve fibers in tumors of the human urinary bladder. Virchows Archiv. Online: DOI 10.1007/s004280100496. Diese Arbeit erscheint gedruckt wahrscheinlich im nächsten Heft. Eine weitere Arbeit ist eingereicht.
Viele Grüße, Peter Seifert"
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