Zuckerabkömmling gegen chronische Entzündungen
Forschern der Technischen Universität München ist es gelungen, eine Substanz zu synthetisieren, die als Basis für neue Medikamenten gegen Entzündungen dienen könnte. Dies wäre ein wichtiger Schritt in der Entwicklung besserer antiinfektiöser Strategien.
Entzündungen sind an sich normale Vorgänge des Körpers und spielen eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Infektionen. Ausser Kontrolle geratene Entzündungsprozesse dürften zudem eine Rolle bei Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose spielen.
Eine Entzündung entsteht, wenn weiße Blutkörperchen in das Gewebe einwandern. Zuvor müssen sie jedoch an die Blutgefäßwände anhaften. Möglich wird dies durch Adhäsionsmoleküle wie Integrinen. Prof. Kessler und Prof. Holzmann von der TU-München sehen in der Beeinflussung von Proteinen, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Infektionen spielen, eine Möglichkeit, jene zu verhindern.
Die Forscher versuchten eine Blockade dieser Proteine und hielten sich dabei an die Struktur eines natürlichen Liganden der Integrine, die für das Anhaften des Integrinmoleküls entscheidend ist: Die synthetisierten, zyklischen Peptide, die dieses Strukturmotiv tragen binden an die Integrine und blockieren sie so. Diese zyklischen Peptide sind in der medikamentösen Behandlung jedoch nur beschränkt verwendbar, da sie schnell ausgeschieden werden und als Injektion verabreicht werden müssen. Gerade bei chronischen Erkrankungen wäre eine orale Verabreichungsform erstrebenswert.
Den Forschern ist mittels einer unkonventionellen Idee nun die Entwicklung eines oral verabreichbaren Wirkstoffes gelungen. Kessler: "Diese neue Klasse von Peptidmimetika, also Peptidnachahmern, erfüllt alle Voraussetzungen für ein oral wirksames Medikament.". Der Schlüssel dazu: Reduktion auf das Wesentliche:
Kessler und Holzmann konnten nachweisen, daß nicht das gesamte zyklische Peptidgerüst benötigt wird, sondern lediglich eine bestimmte Sequenz von Aminosäuren, die für die Bindung verantwortlich ist - diese müssen jedoch in der richtigen räumlichen Position stehen. Indem die Sequenz an einen ringförmigen Zucker (Mannose) angehängt wird, kann dies gewährleistet werden.
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