Schleimpilze helfen beim Kampf gegen die Legionärskrankheit
Die Legionärskrankheit, eine gefährliche Infektion, führt zu einer schweren Lungenentzündung mit oft tödlichem Ausgang. Bei der Erforschung der molekularen Mechanismen, die im Körper der Erkrankten ablaufen, könnten nun bestimmte Schleimpilze Abhilfe schaffen.
Die Entwicklung von Erkrankungen, hängt stark von der körperlichen Konstitution eines Menschen ab. Auch bei bakteriellen Infektionskrankheiten, beeinflussen der Zustand des Immunsystems, Impfungen oder erbliche Veranlagungen die Anfälligkeit gegenüber den Erregern.
Dies mag zwar wie eine Binsenweisheit klingen, doch Erforschung der molekularen Mechanismen, die hier eine Rolle spielen, sei sehr schwierig, erklärt Dr. Steinert vom Institut für Molekulare Infektionsbiologie der Universität Würzburg.
Das gelte auch für die Legionärskrankheit, die durch das Einatmen von mit Legionella-Bakterien belasteten Aerosolen aus Klimaanlagen und Duschen übertragen wird. Während sich die krankheitsauslösenden Faktoren der Legionellen auf molekularer Ebene sehr gut untersuchen lassen, seien entsprechende genetische Untersuchungen bei infizierten Menschen kaum möglich.
Schleimpilze (Dictyostelium discoideum) sollen hier nun Abhilfe schaffen. Eigentlich handelt es sich dabei nicht um Pilze sondern um Amöben, der Name stammt aus einer Zeit, als die wahre Natur dieser Organismen noch nicht bekannt war. Schleimpilze besiedeln die oberen Schichten des Erdbodens und sind seit langem ein Versuchsobjekt der Zellbiologen.
Dr. Steinert und seiner Arbeitsgruppe ist es gelungen, Schleimpilze mit Legionellen zu infizieren und so erstmals zu zeigen, daß diese Organismen ein hilfreiches Modellsystem für die Forschung über die Legionärskrankheit sind: "Auch wenn die Schleimpilze nicht zu husten anfangen, so helfen sie uns doch zu verstehen, was in einer infizierten Wirtszelle passiert", so Steinert.
Das Modellsystems sei deshalb vorteilshaft, da es sehr leicht manipuliert werden kann: In den Schleimpilzen können Schalter für die zelluläre Informationsübertragung oder Rezeptoren, die zur Etablierung der Legionella-Infektion notwendig sind, gentechnisch ausgeschaltet oder verändert werden. Auch reagieren die Schleimpilze auf bestimmte chemische Botenstoffe, indem sie eine Reihe von Zellsignalwegen nutzen, die auch beim Menschen vorkommen.
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