Neue Studien zur Prophylaxe venöser Thromboembolien bei orthopädischen Eingriffen (II)
Eine weitere Studie, die ebenfalls in der aktuellen Ausgabe von The Lancet publiziert wurde, zeigt bei demselben Patientenkollektiv eine klinisch bedeutsame VTE-Risikosenkung zu Gunsten von Fondaparinux.
Die Ergebnisse der European-Pentasaccharide-Hip-Elective-Surgery-Study (EPHESUS) wurden in der aktuellen Ausgabe von The Lancet publiziert und zeigen, dass das neue Antithrombotikum Fondaparinux in der Prävention von venösen Thromboembolien (VTE) bei Patienten, die sich einer elektiven Hüftgelenkersatz-Operation unterzogen, wirksamer war als das niedermolekulare Heparin Enoxaparin.
Die Studie zeigt, dass die VTE-Inzidenz in der Fondaparinux-Gruppe bei 4,1 Prozent und in der Enoxaparin-Gruppe bei 9,2 Prozent (p = 9 x 10-6) lag, was einer relativen Risikoreduktion von 55,9 Prozent zu Gunsten von Fondaparinux entspricht. Diese verbesserte Wirksamkeit wurde ohne irgendwelche Auswirkungen auf die Sicherheit (Inzidenz von Todesfällen oder Blutungen) erzielt.
2.309 Patienten, die sich einer elektiven Hüftgelenkersatz-Operation unterzogen, nahmen an dieser multizentrischen, randomisierten, doppelblinden EPHESUS-Studie teil. Die Patienten erhielten randomisiert ein Mal täglich subkutan entweder 2,5 mg Fondaparinux postoperativ oder 40 mg Enoxaparin mit präoperativem Beginn.
Primärer Wirksamkeitsparameter waren venöse Thromboembolien (VTE – definiert als tiefe Venenthrombose oder Lungenembolie oder beides) bis zum 11. Tag. Die wichtigsten Sicherheitsparameter waren Blutungen oder Tod. Die Nachbeobachtung erstreckte sich über sechs Wochen.
„Die Ergebnisse der EPHESUS-Studie sind angesichts des hohen Risikos für venöse thromboembolische Komplikationen bei Patienten, die sich einer elektiven Hüftgelenkersatz-Operation unterziehen, bedeutsam”, sagte der leitende Prüfarzt dieser Studie, Michael Rud Lassen, Abteilung für Orthopädie des Universitätskrankenhauses Kopenhagen in Hillerød. „Diese Studie hat eindeutig die überlegene Wirksamkeit des synthetischen Gerinnungshemmers von Faktor Xa Fondaparinux im Vergleich zu dem niedermolekularen Heparin Enoxaparin gezeigt, ohne dass das Blutungsrisiko erhöht war. Der einzigartige Wirkmechanismus von Fondaparinux, sein rascher Wirkeintritt und seine sehr gut reproduzierbare und vorhersehbare lineare Pharmakokinetik könnten die wichtigen Gründe sein, durch die sich diese überlegene Wirksamkeit erklärt."
Elektive Hüftgelenkersatz-Operation: nach wie vor ein ungedeckter medizinischer Bedarf an wirksamer Thromboembolie-Prophylaxe
Total-Endoprothesen der Hüfte sind häufige Standardeingriffe, die primär auf Grund einer Osteoarthritis des Gelenkes durchgeführt werden. Die Inzidenz von phlebographisch nachgewiesenen tiefen Venenthrombosen (TVT) liegt trotz der derzeit empfohlenen Prophylaxe mit Antikoagulanzien, wie unfraktioniertem Heparin, niedermolekularem Heparin, Warfarin oder rekombinantem Hirudin, nach wie vor bei bis zu 30,1 Prozent1, 2. Einige TVTs können Lungenembolien nach sich ziehen, die bei 0,1 Prozent bis 0,4 Prozent aller operierten Patienten ohne Thromboseschutz tödlich sind.1 Für diese Patienten war innerhalb der ersten 60 bis 90 Tage nach der Operation eine gesteigerte Mortalitätsrate nachzuweisen3, 4. Darüber hinaus können TVTs zu Langzeitfolgen führen, wie chronische Veneninsuffizienz einschließlich chronischen Beinulzera1, 2. Hieraus ergibt sich, dass nach wie vor Bedarf nach einer verbesserten thromboprophylaktischen Behandlung besteht bei Patienten, die sich einer Hüftgelenkersatz-Operation unterziehen.
Eine weitere Studie bei demselben Patientenkollektiv zeigt eine klinisch bedeutende VTE-Risikosenkung zu Gunsten von Fondaparinux
Die Ergebnisse der PENTATHLON-2000-Studie wurden ebenfalls in der aktuellen Ausgabe von The Lancet publiziert und zeigen, dass bei Patienten, die sich einer elektiven Hüftgelenkersatz-Operation unterziehen, die Gabe von 2,5 mg Fondaparinux (Start sechs Stunden postoperativ) die VTE-Rate um 26,3 Prozent senkt, verglichen mit dem für diese Indikation empfohlenen Enoxaparin-Behandlungsschema von 30 mg zwei Mal täglich. Während die durch Fondaparinux in dieser Studie erzielte VTE-Risikosenkung keine statistische Signifikanz erreichte, war – bei einem mit dem Referenzpräparat vergleichbaren Sicherheitsprofil – die zu beobachtende Risikosenkung klinisch von Bedeutung.
Interessanterweise war demnach die postoperative Gabe von Fondaparinux sowohl der prä- als auch der postoperativen Enoxaparingabe überlegen, was unterstreicht, dass mit diesem neuen Wirkstoff ein optimaler klinischer Nutzen ohne die Notwendigkeit einer präoperativen Injektion erzielt wird.
Studien als Teil eines großen Programms mit 4 Studien in der VTE-Prophylaxe
Die Ergebnisse der EPHESUS- und PENTATHLON-2000-Studie stehen im Einklang mit den zwei anderen Studien an Patienten, die sich einer größeren Knieoperation unterzogen oder eine Hüftfraktur erlitten, und zeigen, dass mit Fondaparinux insgesamt eine relative Risikoreduktion venöser Thromboembolien von über 50 Prozent im Vergleich zu Enoxaparin erzielt wurde5, 6.
„Die Ergebnisse der EPHESUS- und PENTATHLON-2000-Studie sowie der zwei weiteren Studien dieses Programms sind vor dem Hintergrund der hohen VTE-Inzidenz in diesem Patientenkollektiv – die ein bedeutendes medizinisches Anliegen repräsentieren – besonders hervorzuheben”, sagte Dr. G. Alexander Turpie von der McMaster-Universität und Internist an der Hamilton Health Sciences Corporation, der leitende Prüfarzt des klinischen Studienprogramms.
Fondaparinux ist der erste Wirkstoff einer neuen Klasse von Antithrombotika, die den Faktor Xa selektiv hemmen. Fondaparinux wurde von Sanofi-Synthelabo entdeckt und wird gemeinsam mit Organon zur Prophylaxe und Therapie von venösen und arteriellen thromboembolischen Erkrankungen entwickelt.
Quellenzusammenstellung: Sanofi-Synthelabo
1. Geerts WH, Heit JA, Clagett GP, Pineo GF, Colwell CW, Anderson FA, Wheeler HB. Sixth ACCP Consensus Conference on antithrombotic therapy. Prevention of venous thromboembolism. Chest 2001; 119 (Suppl): 132S – 175S.
2. Nicolaides AN. Prevention of venous thromboembolism. International Consensus Statement. Guidelines compiled in accordance with the scientific evidence. Int Angiol 2001; 20: 1 – 37.
3. Murray DW, Carr AJ, Bulstrode CJ. Pharmacological thromboprophylaxis and total hip replacement. J Bone Joint Surg [Br] 1995; 77: 3 – 5.
4. Lie SA, Engesaeter LB, Havelin LI, Gjessing HK, Vollset SE. Mortality after total hip replacement: 0-10-year follow-up of 39,543 patients in the Norwegian Arthroplasty Register. Acta Orthop Scand 2000; 71: 19 – 27.
5. Eriksson BI, Bauer KA, Lassen MR, Turpie GG. Fondaparinux compared with enoxaparin for the prevention of venous thromboembolism after hip-fracture surgery. N Engl J Med 2001; 345: 1298 – 1304.
6. Bauer KA, Eriksson BI, Lassen MR, Turpie GG. Fondaparinux compared with enoxaparin for the prevention of venous thromboembolism after elective major knee surgery. N Engl J Med 2001; 345: 1305 – 1310.
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